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Seite:Erinnerungstäfelchen an die Ausstellung der Kunstwerke zu Dresden 1816.djvu/12

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Matthäi’s Abendmahl des Herrn.

Leonardo da Vinci zu Matthäi.

Kühn, mein Zögling, hast Du es begonnen,
Mit mir selbst zu treten in die Schranken,
Und es sollte Dir der Muth nicht wanken
Bey der Fülle trefflicher Gedanken,
Bey des innigsten Gemüthes Bronnen.
Durch den Muth wird auch die Kraft gewonnen,
Wer sich Hohes kann zum Ziele wählen
Darf darob schon auf Erreichung zählen.

„Einer unter Euch wird mich verrathen!“
Also sprach der Heiland zu den Seinen,
Die um ihn zum Abendmal sich einen,
Tief ergriffen nannte er doch keinen,
Aber alle ängstlich fragend nahten,
Sich dem milden Christo, oder traten
Unter sich zusammen, zu bedenken
Wer doch so den Höchsten möchte kränken.

Nur der Judas mit den scheuen Blicken
Sitzt allein, wagt keinem zu vertrauen
Keinem in das fromme Aug zu schauen,
Wohl faßt ihn ein innres, banges Grauen
Unruhvoll muß er das Linnen rücken,
Dann den Beutel krampfhaft an sich drücken,
Nur mit sich beschäftigt, scheu betroffen,
Da die andern gläubig lieben, hoffen.

Aus der Fülle meiner Andachtstunden
Angeweht von heil’ger Wehmuth Schauern
Goß ich’s aus dort in Milano’s Mauern,
Achtend nicht, ob mich’s mög’ überdauern;
Wiedergeben mußt’ ich was empfunden