Zum Inhalt springen

Seite:Erinnerungstäfelchen an die Ausstellung der Kunstwerke zu Dresden 1816.djvu/11

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Oben zieht des Mondes Sichel
Blaß und halb erloschen hin
Und im Zwielicht schauerlich gehalten
Werden geistischer all die Gestalten.

Wie ein mächt’ger Riese hebt
Das Gemäuer seine spitzen Thürme:
Bis die Nacht die Erde deckt
Schaut man bey den ungeheuern Massen,
In die kleinen enggebauten Gassen
Wo kein Laut erschallt.
Ist es doch als halte alle
Steinern magische Gewalt,
Als ob Leben hätten nur die Recken
Die sich fern und nah zum Abendhimmel strecken.

Dort nur einsam ruhig flimmt,
Noch ein Lichtglanz aus den hohen Fenstern,
Abendlied wird angestimmt,
Eltern, Kinder, fromm zusammen treten
Noch zur Nacht zu Gott dem Herrn zu beten
Daß er Schutz und Hort;
Und auch an des Marktes Ecke
Glimmt ein blasses Licht noch fort,
Denn an ihres Gatten Krankenbette
Wacht die Hausfrau, wie an heiliger Stätte.

Aber von dem Söller schaut
In das Dunkel, in die Riesenbilder
Still dort Bräutigam und Braut.
Eben aus dem heiligen Krieg gekommen
Hat er nun sie an die Brust genommen,
Morgen sein sie ganz.
Und sie flicht aus sanfter Rührung
Sich den Hochzeitskranz,
Daß in frommer, reiner, kräft’ger Ehe
Sie die Deutung tief und klar verstehe.