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Seite:Ernst Die groesste Suende.djvu/33

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komm hierher, ich bitte Dich. (Sie bei den Händen fassend) Sage, hast Du erwartet, daß die Kirche unsere Verbindung segne?

Wöhlers: Ist er von Sinnen?

Christine: Was sagt er?

Elise: Ob sie erwartet –?

Wolfgang: (Da Magdalene vor Überraschung nicht gleich antwortet) Sag’ es mir schnell, Liebchen, damit ich genau erfahre, was du denkst – Hast du erwartet, daß wir uns kirchlich trauen lassen?

Magdalene: (zögernd) Ja – allerdings –

Wolfgang: (Eine ihrer Hände loslassend) So. – Wie seltsam, daß ich erst jetzt daran denke. – Bis zu diesem Augenblick ging ich wie schlafbefangen neben dir, immer nur träumend – immer nur träumend – nur glücklich. Ein – ein goldener Nebel umspann meine Gedanken. Und (wieder beide Hände fassend) und du erwartest von mir, – von mir, daß ich vor den Altar trete –

Magdalene: Nun, von dir – erwart’ ich es – wohl eigentlich nicht, das heißt – ich habe noch kaum darüber nachgedacht –

Wolfgang: (stürmisch) Und würdest du denn mir zu Liebe – – nein, nein! Um des Himmels willen nicht so – das hieße dir dein Wort stehlen – du sollst Zeit haben, mein Lieb, lange Zeit, dich zu besinnen, dich zu entscheiden. Ich – das sag’ ich euch allen – verzeiht, daß ich es erst jetzt sage – ich werde unter keinen Umständen meine Ehe vom Priester segnen lassen!

Empfohlene Zitierweise:
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)