Seite:Ernst Die groesste Suende.djvu/9

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saugt die unsere an sich mit heimlicher Gewalt. – Du, – ich habe mir schon oft gedacht, wieviel Begeisterung glühen muß hinter einer solchen Geduld. Weiß Gott, ich wäre dazu nicht imstande! Und wenn’s ihm gelungen ist, wenn wir ihn verstanden haben, dann jubelt er noch lauter als wir, er faßt uns beim Kopf und tanzt und tollt mit uns durch die Stube und (selig in der Erinnerung) mich – mich küßt er – daß mir der Atem ausgeht! – –

Elise: (mit leisem Neid) Ihr seid wohl sehr glücklich, ihr tollen Weltkinder?

Magdalene: Wir? Ob er es ist – ach ja, ich glaub’ es! – und daß ich es bin – (Elisens Hand ergreifend und sie in großer Bewegung an sich ziehend) ach Elise, es ist ein unaussprechliches Glück, einen Menschen so lieb zu haben!

Elise (schweigt ergiffen.)

Magdalene: (sich besinnend) Verzeih’ – ich bin abscheulich –

Elise: Eure Bekannschaft ist sehr jung.

Magdalene: Ja – aber ich finde, wenn man so recht erkannt hat, daß ein Mensch gut ist, so ist es einem, als ob man ihn schon lange kennte.

Elise: Er hat dich aus einer großen Gefahr errettet?

Magdalene: Das weißt du?

Elise: Schon seit Wochen.

Magdalene: Wie habt ihr das so bald erfahren? Ihr in eurem abgelegenen Hermsdorf?

Elise: Man sprach im Frauenverein für innere Mission darüber.

Empfohlene Zitierweise:
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)