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den Tagen, wo diese Leidenschaft am heftigsten gelodert, hatte sie nicht vermocht, ihm die Freude zu verderben an seinen Jagdpferden, an der zunehmenden Anzahl Hochwildes in seinen Thiergärten, an seinem ganzen fürstlichen Junggesellen-Hausstand auf dem Lande wie in der Stadt.

Klemens war nicht im Reichthum, sondern als ein aussichtsloser Sprosse der gänzlich unbegüterten jüngeren Linie Eberstein geboren worden. Von Kindheit an für die militärische Laufbahn bestimmt, brachte er’s bis zum Rittmeister, nach siebenundzwanzig, meist in elenden Garnisonen verlebten Jahren. Im Verlaufe derselben lernte er alles Mißliche des durch „unfreie Associationen“ gebildeten Standes aus dem Grunde kennen, setzte dem jedoch den ruhigen Gleichmuth eines aufrechten Mannes entgegen und verstand es, die etwas schiefe Stellung des zugleich vornehmsten und ärmsten Offiziers im Regimente mit würdevollem Takte zu behaupten. Der brave Schwadrons-Commandant stand bereits in reifem Alter, als eine Reihe von unerwarteten Todesfällen, die Verzichtleistung eines näheren Agnaten, die Mißheirath eines anderen, ihn zum Eigenthümer des zweiten Majorats seines Hauses machte. Sofort verließ der Fürst den Militärdienst und widmete sich mit fast jugendlichem Eifer dem Dienste der großen Welt. Die Begeisterung, mit welcher er dort aufgenommen wurde, berauschte ihn anfangs, doch begann er nur allzubald an dem Werthe seiner Erfolge zu zweifeln. Die Frage, die einen geborenen Majoratsherrn, der sich

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Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/302&oldid=- (Version vom 31.7.2018)