einander Geschaffenen, beide in großer Erregung, die Köpfe hoch, mit finsteren Stirnen, Eines den Blick des Anderen vermeidend, und: „Was giebt es denn?“ fragte Klemens in scherzendem Tone, eigentlich aber sehr beunruhigt.
„Der Graf verläßt uns, wünschen Sie ihm eine glückliche Reise,“ erwiderte Thekla halb abgewandt, und machte sich an dem Tische zu thun, auf welchem der Kammerdiener soeben das Teezeug ordnete.
„Verläßt uns?“ Klemens konnte das nicht glauben, auch dann noch nicht, als Paul es bestätigte. „Papa und Mama besuchen? lächerlich!“ der Fürst war im Begriffe, so boshaft zu werden, als er nur konnte, aber Marianne fiel ihm ins Wort.
Sie sah ihren zukünftigen Schwiegersohn freundlich an und sagte: „Sie haben recht! Gehen Sie. Wir werden Sie zwar schwer vermissen, aber wir sagen doch, Sie haben recht, Ihre guten Eltern nicht zu vergessen. Ich kann mir denken, wie die alten Leute von der Hoffnung auf ein solches Wiedersehen leben, und von der Erinnerung daran zehren monatelang. Sehen Sie sich während Ihres Aufenthaltes im Vaterhause auch das Persönchen gut an, von dem wir schon einmal sprachen, und das ich liebe, ohne es zu kennen. Wenn Sie, wie ich hoffe, bald zu uns zurückkehren, dann werden Sie mir erzählen, ob das kleine Ding eine Individualität besitzt oder nicht!“ Sie drohte lächelnd mit dem Finger: „Sie werden es mir ehrlich erzählen. – Ich wiederhole: Es
Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/369&oldid=- (Version vom 31.7.2018)