thut uns sehr leid, daß Sie uns verlassen, aber wir billigen es von ganzem Herzen. Nicht wahr, Thekla?“
Paul ergriff die Hand Mariannens und drückte einen ehrfurchtsvollen Kuß darauf, der so auffallend lang dauerte, daß Klemens nicht umhin konnte, ein halb verlegenes, halb agressives Räuspern vernehmen zu lassen und zu denken: „Nun – was heißt denn das?“
Der Rest des Abends verfloß scheinbar auf das angenehmste. Paul wurde heiter und gesprächig. Thekla, anfangs zurückhaltend, stimmte in den fröhlichen Ton ein, den er angeschlagen hatte; sie lachte so gern! und war trotz ihres majestätischen Wesens, dem man viel mehr Neigung zum Ernste als zur Lustigkeit zugetraut hätte, immer aufgelegt, einen guten Einfall zu würdigen, auf einen Scherz einzugehen. Die beiden Herren empfahlen sich zugleich; der Fürst wollte Paul noch bis zu dessen Wohnung begleiten. Er hatte gar viel gegen ihn auf dem Herzen.
„Hör einmal!“ rief er in heller Mißbilligung, als sie auf der Straße angelangt waren. „Ich begreife Dich nicht! Ein solcher Zauderer! … Wenn schon abgereist werden muß, warum nicht die Gelegenheit benützen und sagen: Sie kennen mich jetzt – mein Herz – – meinen Charakter – und so weiter! Darf ich meinen Eltern die Nachricht bringen … et cetera! Die Gräfin hätte ihre Zustimmung gegeben; alle Noth eines provisorischen Brautstandes wäre zu Ende, und Ihr wäret im Reinen.“
„Wir sind im Reinen; es ist Alles ausgemacht:
Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/370&oldid=- (Version vom 31.7.2018)