herum, Weib und Kinder gehen in den Tagelohn. Der Dritte … das is’ halt eine G’schicht – dem sein Sohn, der sitzt.“ „Warum nicht gar! Was hat er denn angestellt?“
„Es heißt, wissen’s, daß er den Heger erschossen hat.“
„Es heißt! es wird wohl nicht nur heißen.“
Der Alte schwieg eine Weile, dann sah er Paul von der Seite an, zeigte lachend zwei Reihen Zähne, gelblich wie Elfenbein und fest wie eine Mauer: „Ja sehen’s, ich sag’“ … Er spreizte die Finger auseinander und setzte seine Hand in eine langsam wiegende Bewegung: „Es kann sein – und es kann auch nit sein.“
„Ich kenn’ Euch!“ sprach Paul.
„So?“ fragte der Bauer, und in dem einen Worte und dem Blicke, womit er es begleitete, lag eine ganze Reihe spöttischer Zweifel.
Paul fuhr eifrig fort: „Ihr seid immer dieselben! Von der Wilddieberei könnt Ihr nicht lassen. Heute wie vor zwanzig Jahren wird nur so hineingehauen in unsere Wälder, werden unsere Wiesen abgegrast …“
„Die meinen auch,“ sprach Balthasar.
„Und wo bleibt der Respekt vor fremdem Eigenthum? Wann werden die Leute endlich lernen, daß ein Unterschied ist zwischen Mein und Dein?“
Der Alte zog seine Pfeife aus der Tasche und begann ruhig sie zu stopfen. Sie waren jetzt in die Nähe der Schule gekommen. Vor der Thür stand ein junger Mensch, schäbig, aber stutzerhaft gekleidet, und schäkerte mit einer frech aussehenden Dirne.
Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/385&oldid=- (Version vom 31.7.2018)