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mit Geld freigekauft werden, die gerettete Schlange ihren Retter zu ihrem Vater geleitet, damit er die Belohnung, den Stein (Ring), bekomme, dass die Maus (Ratte) als Mithelferin der Katze und des Hundes ihren Schwanz in den Mund des Entwenders des Rings steckt, um ihn den Ring auf den Boden ausspucken zu lassen, dass die Katze bei dem Überschwimmen des Wassers auf dem Hunde sitzt usw. Und wie könnte die Zusammenstellung einer so komplizierten Erzählung sich mehrmals in gleicher Weise bilden. Und ebenso schwer lässt es sich denken, dass auch kürzere Geschichten wie das Fischen des Bären mit dem Schwanze oder das Erbeuten der Fische durch den Fuchs mit allen ihren übereinstimmenden Einzelheiten mehr als ein Mal entstanden wären.

Neben diesen Hauptrichtungen erwähne ich besonders die Ansichten Kaarle Krohn’s, zu denen er durch seine Tiermärchenforschungen[1] gelangt ist. Krohn stellt sich auf den benfeyschen Standpunkt darin, dass die Märchen erst Ergebnisse der historischen Zeit sind, aber er widersetzt sich ihrer Verbreitung hauptsächlich durch die Vermittlung der Literatur und betont dagegen die grosse Bedeutung der volkstümlichen Märchen und deren ältere Existenz neben den literarischen Bearbeitungen. Was das Schaffen der Märchen anbelangt, räumt er den verschiededen Völkern ihren Anteil daran ein. „Ebenso wenig wie unsere Kultur“, äussert er darüber in der Vorrede zu dem Werke „Mann und Fuchs“[2], „ausschliesslich einer Nation und einer Rasse zu verdanken ist, sind die Volksmärchen aus der genialen Tätigkeit eines einzigen Volkes entstanden. Sie sind vielmehr das durch vereinte Arbeit erworbene gemeinsame Eigentum der ganzen mehr oder weniger civilisirten


  1. Krohn, K., Bär (Wolf) und Fuchs, eine nordische Tiermärchenkette (Journal de la Société Finno-ougrienne VI 1889), und Mann und Fuchs (1891).
  2. Krohn, K., Mann und Fuchs S. 10.
Empfohlene Zitierweise:
Antti Aarne: Leitfaden der vergleichenden Märchenforschung. Suomalaisen Tiedeakatemian Kustantama, Hamina 1913, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FFC13.djvu/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)