Der Unterricht auf der Hochschule unterscheidet sich von jedem Unterricht anderer Schulen dadurch, dass er – wenn wir zunächst die Vorlesungen ins Auge fassen, – ausschliesslich aus Vorträgen besteht, wogegen in den andern Schulen gefragt und geantwortet wird. Die akademische Methode hat eine Licht- und eine Schattenseite. Die erstere besteht darin, dass kein Widerspruch entstehen kann, wie dies bisweilen auf den obersten Classen der Gymnasien geschieht, indem Schüler, nicht selten gerade die reifsten, besonders bei Interpretationen eine vom Lehrer abweichende Erklärung vortragen und zu vertheidigen suchen. Die Schattenseite besteht darin, dass der Lehrer mehr gezwungen ist, das Sachliche auszuarbeiten und das der Wahrheit nächstliegende aufzusuchen, weil alles gebucht wird [und] schwerere Irrthümer leicht einer übelwollenden und schädlichen Kritik unterliegen. Jene Lichtseite hat
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/009&oldid=- (Version vom 17.8.2016)