6–800 Thaler) Gehälter der Ordinarien vorkommen – uns ist nur Baden und Thüringen bekannt – zweitens ist jene Erscheinung auch dort sichtbar, wo anständige und grosse Gehälter existiren, und drittens sind es fast niemals diejenigen, welche wirklich Geld nöthig haben, die jenen banausischen und verwerflichen Zug zeigen, sondern gerade die vermögenden, oder die, welche 7–8000 Mark Gehalt haben. In der Welt der Chemiker ist beispielsweise eine chemische Doctorfabrik bekannt geworden, die lange Jahre existirt hat, und bei welcher sogar – wenn die Fama recht berichtet – ein Bombardier oder Unteroffizier den chemischen Doctor gemacht haben soll. Der chemische Professor aber gehörte nicht zu den Armen. Ein andrer chemischer Professor soll von jedem Candidaten der unter seiner Leitung eine Doctorarbeit verfertigte, 100 Gulden erhalten haben, so dass er schliesslich seine Einnahmen capitalisiren konnte. Auch solche Fälle sollten an die Oeffentlichkeit gezogen werden. Diese reicheren Professoren sind auch meistens die Gegner jeder Honorarerlassung und Stundung, während der ärmere Professor gewöhnlich ein weicheres Herz hat. Aber oft macht der Reichthum egoistisch, engherzig, kalt, geizig. Uns schwebt ein sehr vermögender schwäbischer Professor vor, der als das grösste Glück seiner Hochschule erklärte, dass keine Stundung existirt, gleich als wenn er hätte zu Grunde gehen müssen, wenn er jährlich einige hundert Mark
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/045&oldid=- (Version vom 17.8.2016)