über die kühlen Grüsse der Mitglieder des Streberclubs. Wenn er aber in ihrer letzten Börsensitzung gewesen wäre, so würde er seinen flauen Zustand vernommen haben. Weshalb? weiss er nicht, auch der Club nicht. Nur der Cliquenhäuptling weiss es. Entweder hat er diesem auf die Fussspitzen getreten, oder er ist mit einem andern gegangen, der dem Cliquenhäuptling einmal auf die Zehen getreten. Kurz, er ist äusserst flau. Ein neuer Docent habilitirt sich. Docentenclub giebt Weisung: Z sehr flau. Desshalb sehr späte und nichtachtende Visiten. Wer ihm begegnet, ist sehr vornehm, vielleicht herablassend, denn Z sehr flau. Ein neuer Ordinarius kommt, frägt einen Streber, ob er zu einem Ball auch Z einladen solle. Antwort: Nein, denn Z sehr flau. So spielt die Lüge, die Gemeinheit, die Canaillerie einer akademischen Clique mit dem Ansehn und der Achtung eines unliebsamen Gegners. Sollte man da noch Zweifel hegen, dass dieses ganze Institut verrottet sei und dass der Staat in unzähligen Fällen Veranlassung habe, mit schneidigen Mitteln einzugreifen und seine Diener gegen die Brutalitäten dieser modernen Halsabschneider zu schützen?
Dies sind indessen nur Kleinigkeiten, welche bei gebildeten Männern und Frauen nicht mehr als ein Lächeln darüber zu erringen vermögen, welchen Grad der Unbildung und Taktlosigkeit die herrschende Gesellschaft einer kleinen Universitätsstadt erreichen kann in Zügen, die in einer aus mehr Elementen
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/139&oldid=- (Version vom 18.8.2016)