Seite:Flach Der deutsche Professor.djvu/141

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Schaden der Wissenschaft, der Ehrlichkeit und des Anstands auf der Hochschule geführt zu werden pflegt. Da die akademische Clique nur von der Lüge lebt, so wird als fleissig empfohlen, wer faul ist, ein Fleissiger verlästert, der Thor wird als Genie ausgegeben, und das Talent gewaltsam unterdrückt.

Man wird vielleicht an dieser Stelle die Frage aufwerfen, ob es kein Mittel gäbe, dem akademischen Cliquenwesen ein Ende zu machen. Wir glauben die Frage verneinen zu müssen, wenn die bisherige Universitätsverfassung beibehalten wird. Die Clique ist etwas mit der akademischen Welt unzertrennliches. Sie war von Anfang an da. Mag sie zeitweise politisch, kirchlich oder gelehrt gewesen sein, sie war da; war allmächtig und terrorisirte die übrigen. Jene Gegensätze der Renaissance- und Reformationszeit spielen heute keine Rolle mehr, da die Gegenwart nur von einer Alternative berührt wird, die lautet – Geld oder nicht Geld. Die heutige Clique ist daher in der Regel eine Geldclique, und die, welche zu ihr gehören, sind die vermögenden oder Geldmänner, die zunächst den Menschen nach seinem Geldwerth abschätzen, dann nach dem Grade der Hochachtung, den er dem Geld gegenüber beweist. Denn nicht nur Reichthum ermöglicht den Eintritt in die Clique, sondern auch die Anbetung des Reichthums, das Vonsichweisen aller übrigen überflüssigen, vorzugsweise aller geistigen und ethischen Eigenschaften, die für die Werthschätzung eines Menschen genannt

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/141&oldid=- (Version vom 17.8.2016)