so muss er mit 1000 oder 800 Mark zufrieden sein. Das ist Fakultätslogik! Man braucht keine Universität und keine Fakultäten anzuführen. Diese Verhältnisse werden überall gleich sein, wo ein Mensch – der nicht administrativer Beamter ist, keiner Behörde und keiner Kammer Rechenschaft zu geben braucht – über den Nebenmenschen gebieten kann und zunächst dessen finanzielles Loos in der Hand hat. Selbst der beste Charakter und der festeste Mensch wird da menschlich denken, wenn er über den Freund seiner Töchter, seinen Hausfreund, seinen Neffen, Schwiegersohn oder sonstigen Anverwandten zu entscheiden hat, und wird noch menschlicher denken, wenn er über jemanden aburtheilen darf, der ihm persönlich unangenehm ist.
Diese Fakultätsbewilligung hat aber noch eine andre Consequenz von Charakterlosigkeit im Gefolge, die nicht selten wahrzunehmen ist. Gewöhnlich sichert sich der Docent an den Hochschulen, an denen bei Beförderungen Eingaben gemacht zu werden pflegen, die Stimmen der massgebenden Männer durch vorheriges Umfragen und Ansprechen. Wenn nun bestimmte Versprechungen gegeben sind, sollte man glauben, dass dieselben auch von den einzelnen gehalten werden. Dies ist aber keineswegs der Fall, und in Collegien dieser Art, die für keine That verantwortlich gemacht werden können, ist es durchaus nicht ungewöhnlich, dass einer etwas fest verspricht, dann aber von einem Gegner des zu
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/169&oldid=- (Version vom 18.8.2016)