haben, wenn nicht die Macht des Capitalismus, wie überall in der Welt, so auch hier, ihre weniger erfreuliche Wirkung zeigt, die nur von denen verkannt und geleugnet wird, welche selbst dem Capitalismus angehören. Derjenige Mensch müsste nämlich ein Gott sein, der nicht in den Verhältnissen eines kleinen Fürsten gross geworden und dauernd darin gesteigert, zunächst den Kreis seines Umgangs, dann aber auch den Grad seiner Anerkennung und Werthschätzung einrichtet nach den mit den seinen übereinstimmenden oder nahe kommenden Verhältnissen. Auch der reiche Professor wird zunächst mit dem reichen umgehen, schon weil beide im geselligen Verkehr, wie auf Reisen mit denselben Ansprüchen und Ausgaben leben können, und er wird sich zu dem weniger hingezogen fühlen, dessen Verhältnisse ein Leben auf einem ähnlichen Fuss von vorn herein ausschliessen.
Es ist daher nicht nur sicher, dass an den Hochschulen, an denen der Capitalismus zu dominiren begonnen hat, derselbe eine stete Steigerung erfahren hat durch Heranziehung immer mehr Lehrer, die auch in glänzenden Vermögensverhältnissen sich befinden, sondern es lässt sich auch nachweisen, dass an denselben Hochschulen sehr reiche Docenten eine schnellere Carriere gemacht haben, ärmere dagegen zurückgesetzt worden sind. Der Grund ist sehr einfach, und deshalb brauchen die Professoren, welche nach diesem System gehandelt haben, noch
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/215&oldid=- (Version vom 18.8.2016)