Studien machen zu können. Als er dort hinkam, war es College X, der wegen seiner Händel mit der Fakultät „gar nicht beliebt war“. Die Professoren des Rings schüttelten wehmüthig ihr kostbares Haupt, wenn sie ihn sahen, sie gaben gutgemeinte Rathschläge, sich nicht zu viel mit X sehen zu lassen, nicht zu viel in seinem Hause zu verkehren, ja sie riethen sogar anrückenden Fremden ab, dort einen Besuch zu machen. Bis zu diesem Grad der Impertinenz konnte sich die Canaillerie einer Professorenclique versteigen. Wenige Jahre später war jener erste Professor ausgesöhnt, seine Kämpfe waren fast der Vergessenheit anheimgefallen, als ein anderer Professor mit der massgebenden Clique zerfiel. Wieder zuckte man die Achseln und schüttelte wehmüthig das Haupt. Für die Cliquenführer existirte er kaum noch. In jenem ersten Fall wurde der Charakter des Lehrers angegriffen und einer übelwollenden Kritik unterzogen, in dem andern Fall sogar die wissenschaftliche Befähigung. Beide Männer gehören trotz des vorübergehenden Fegefeuers, das sie von der Clique zu erleiden gehabt hatten, zu den angesehensten Lehrern der Hochschule. Dann kam ein dritter, jüngerer Lehrer, der wieder die Clique in Aufregung versetzte. Dieser war – ganz unfähig, als Lehrer untüchtig, miserabel u. s. w. Die Männer logen dazu und die Frauen nicht minder. Auch er ist heute ein angesehenes Fakultätsmitglied. Soll ich noch weiter erzählen, wie einige dieser
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/219&oldid=- (Version vom 18.8.2016)