aus weit zurückliegender Zeit, zur Kenntniss gebracht wurde. In allen Fällen haben die Freunde und Verehrer des Betreffenden es sehr bedauert, dass die gewünschte Persönlichkeit nicht berufen worden war. Die Erörterung der Frage, ob die betreffende Nachricht der Wahrheit entsprach oder nicht, glauben wir als ganz irrelevant bei Seite lassen zu dürfen. In keinem Fall wären die brieflich berichteten Schattenseiten bei einer andern Berufsstellung von irgend einem nachtheiligen Einfluss gewesen.
Ganz besonders abgeschmackt aber werden solche Urtheile in den Fällen, wo es sich in kleineren Ländern um Beförderung eines jüngeren Docenten derselben Hochschule handelt. Da werden mit einem Mal abgeblasste Ehemänner, die zum Spielball eines tyrannischen Weibes heruntergesunken sind, und Abends nur in das Wohngemach eingelassen werden, wenn sie versprechen, die Fakultäts- und Senatsangelegenheiten zu verrathen, die prüdesten Sittenrichter, Männer fangen an, Kleinigkeiten hervorzuheben, die eine höchst fragwürdige Vergangenheit haben, andere, denen die Frau Abends, wenn sie ausgehen wollen, Schlüssel und Hut versteckt, nennen einen etwas fester stehenden Ehemann einen grausamen Tyrannen, viele zeigen ein Interesse für interne Dinge, die in keiner anständigen Berufsklasse zum Gegenstand collegialischer Besprechung gemacht werden sollten. Ein Einzelner fühlt sich mit einem Mal
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/225&oldid=- (Version vom 18.8.2016)