Seite:Flach Der deutsche Professor.djvu/265

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diesem Grunde sollte man danach trachten, die kleinsten Hochschulen in grössere Städte zu verlegen. So beabsichtigte die württembergische Regierung schon vor einigen Decennien, Tübingen, das grösste Krähwinkel oder Schilda unter den deutschen Universitäten, von dessen 1400 Studenten ein grosser Theil in einem Dorfe lebt zwischen Cloaken und Misthaufen, nach Stuttgart zu verlegen. Aber der vorsichtige Professorensenat ging damals nicht darauf ein, weil er wohl wusste, dass ein guter Theil der Professoren in Stuttgart keine Rolle zu spielen berufen sei oder gar dem Fluch der Lächerlichkeit anheimfallen würde. Auch die Universität Kiel, die nur ein mühsames Dasein führt, sollte einmal nach Hamburg verlegt werden, während Giessen neben Marburg ganz überflüssig ist und die preussische Concurrenz auf die Dauer nicht wird ertragen können. Ebenso würde die Universität Erlangen eine ganz andere Zukunft in Nürnberg haben. Bevor überall die kostspieligen Bauten für die medicinischen[1] und naturwissenschaftlichen Bedürfnisse hergestellt wurden, hätte man mit den Landständen die Frage der Verlegung sorgfältiger überlegen sollen, damit diese nicht später einmal, wenn sie zur Nothwendigkeit wird, zu ungeheure Kosten verursacht und die aufgeführten Bauten unbenutzt stehen bleiben müssen.

Und so hoffen wir, durch die durchaus objective Darstellung der heutigen Universitätsverfassung die

  1. WS korrigiert medicininischen
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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/265&oldid=- (Version vom 18.8.2016)