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Diese führte den Auftrag aus und kam mit ihrer eigenen Mutter zurück, die sonst niemand von Angesicht bekannt war. Und weil der Knabe von ihr willig die Brust nahm und sich innig an sie schmiegte, so bat die Königstochter sie, denselben aufzuziehen und zu ernähren.

(6.) 228 Darauf gab sie ihm, weil er im Flusse ausgesetzt worden war, hiervon den Namen, denn die Aegyptier nennen Wasser „Mo“, „yses“ aber diejenigen, die man dem Wasser entreisst. Aus diesen beiden Worten ist der Name Moyses zusammengesetzt. 229 Moyses aber übertraf zweifellos an Seelengrösse und Fähigkeit zur Ertragung von Beschwerden alle anderen Hebräer, wie Gott verheissen hatte. Von Abram an war er der siebente, denn er war ein Sohn des Amaram, des Sohnes des Kaath, dessen Vater Levis ein Sohn Jakobs war, der von Isak stammte. Isak aber war ein Sohn Abrams. 230 Das Alter des Knaben aber blieb hinter seinem Verstande und seiner Klugheit zurück, denn er war an Weisheit und Ausbildung des Geistes so entwickelt, dass er einem vorgerückteren Alter Ehre gemacht hätte. Und was er in der Jugend that, liess die Hoffnung berechtigt erscheinen, er werde später noch grösseres vollbringen. Als er drei Jahre alt war, verlieh Gott ihm einen hohen, schlanken Wuchs 231 und eine so grosse Schönheit, dass niemand, wenn er auch noch so unempfänglich für äussere Vorzüge war, ihn anschauen konnte, ohne von seiner Gestalt entzückt zu sein. Und oft geschah es, dass jemand, der ihm begegnete, seine Geschäfte vergass und, in bewunderndem Anschauen versunken, stehen blieb. Denn seine kindliche Anmut, verbunden mit der Einfachheit seines Wesens, fesselte die Zuschauer so, dass sie sich kaum von ihm trennen konnten.

(7.) 232 Da er nun von so herrlicher Gestalt und hoher Begabung war, nahm Thermuthis, weil sie ohne rechtmässige Nachkommen war, ihn an Kindesstatt an. Und als sie ihn einst zu ihrem Vater brachte, sprach sie den Wunsch aus, ihn zu ihrem Erben einzusetzen, falls Gott ihr keinen anderen Sohn schenken würde, und fügte

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/111&oldid=- (Version vom 4.8.2020)