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wollen, hätte er einem würdigen Manne diese Ehrenstelle übertragen, und nicht einem, der von vielen übertroffen würde. Und wenn er sie dem Aaron hätte verleihen wollen, würde er dies durch Volksbeschluss gethan und nicht seinem Bruder allein die Entscheidung überlassen haben.

(4.) 24 Obwohl nun Moyses die Schmähungen des Kores schon lange gemerkt und die Erregung des Volkes wahrgenommen hatte, fürchtete er sich nicht, sondern begab sich im Vertrauen auf seine bisherige gute Verwaltung und im Bewusstsein, dass sein Bruder durch Gottes Ratschluss und nicht durch Gunst zur Priesterwürde gelangt sei, mitten unter die Menge. 25 Doch redete er nicht zum Volke, obwohl er in hohem Masse die natürliche Gabe besass, auf dasselbe einzuwirken, sondern er wandte sich nur an Kores, erhob seine Stimme, so laut er konnte, und sprach: „Kores, sowohl du als auch jeder von diesen hier (dabei zeigte er auf die zweihundertfünfzig) scheint mir der Ehre des Priestertums würdig zu sein, und ich möchte auch niemand aus dem Volke von dieser Würde fernhalten, wenn er euch auch an Reichtum und anderen Vorzügen nachstände. 26 Dem Aaron aber habe ich die Priesterwürde nicht wegen seines Reichtums übertragen, denn du besitzest grösseren Reichtum als wir beide; auch nicht wegen seiner vornehmen Abkunft, denn hierin hat Gott uns gleichgestellt, da wir denselben Stammvater haben. Auch hat mich nicht brüderliche Liebe dazu verleitet, dem Aaron das zu geben, was auch ein anderer für sich beanspruchen könnte. 27 Denn hätte ich die Ehrenstelle vergeben, ohne auf Gott und das Gesetz Rücksicht zu nehmen, so hätte ich mich selbst doch nicht übergangen und einem anderen die Gunst erwiesen, da ich mir selbst näher stehe als meinem Bruder. Zudem wäre es nicht schlau von mir gewesen, mich durch eine ungerechte Handlungsweise in Gefahr zu stürzen, um einem anderen dadurch Glück zu verschaffen. 28 Aber ich bin nicht der, der euch unrecht thun könnte, und Gott würde es auch nicht zugelassen haben, dass ich ihn so

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/196&oldid=- (Version vom 4.8.2020)