Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/426

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Neuntes Kapitel.
Abesalom empört sich gegen seinen Vater. David flieht vor ihm.

(1.) 194 Als nun Abesalom seine Absicht beim Könige erreicht hatte, schaffte er sich in kurzer Zeit viele Pferde und Wagen sowie fünfzig bewaffnete Trabanten an. 195 Jeden Morgen ging er zum Königspalaste, knüpfte mit Leuten, die in Rechtshändeln unterlegen waren, freundliche Gespräche an, sagte ihnen, das komme daher, weil sein Vater nur unerfahrene Ratgeber habe, die ihm vielleicht bei der Fällung des Urteils eine falsche Meinung beigebracht hätten, und versicherte ihnen, er würde, falls er nur die Macht dazu hätte, ihnen schon zu ihrem Rechte verhelfen. Hierdurch erwarb er sich allgemeine Gunst und gewann sich das gesamte Volk. 196 Als er nun glaubte, auf das Volk rechnen zu können, ging er vier Jahre nach der Aussöhnung mit seinem Vater zu diesem und bat ihn, er möge ihm gestatten, nach Chebron zu gehen, um dort Gott das Opfer darzubringen, das er ihm in der Verbannung gelobt habe. David gewährte ihm die Bitte, und Abesalom schickte nun überallhin Boten und brachte eine ungeheure Volksmenge zusammen; dann brach er von da auf.

(2.) 197 Unter dieser Volksmenge befanden sich auch ein Ratgeber Davids, der Gelmonäer Achitophel, und zweihundert Männer aus Jerusalem, die jedoch von dem ganzen Plane nichts wussten, sondern nur unter dem Vorwande der Darbringung eines Opfers zugezogen worden waren. Durch allerlei Listen und Kunstgriffe brachte es nun Abesalom dahin, dass er von allen zum König ausgerufen wurde. 198 Als David hiervon Kenntnis erhielt, ergriff ihn Furcht ob der Verwegenheit und Bosheit seines Sohnes, und zugleich verwunderte er sich, dass jener so schnell die Verzeihung, die er ihm für seine früheren Frevelthaten gewährt, vergessen hatte, ja dass er sogar noch Schlimmeres plante, nämlich ihm die

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 427. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/426&oldid=- (Version vom 23.9.2020)