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von Gott verliehene Herrschaft zu entreissen und ihm nach dem Leben zu trachten. Er beschloss daher, über den Jordan zu fliehen, 199 rief seine vertrautesten Freunde zusammen, gab alles dem Ratschlusse Gottes anheim und ging, indem er seine zehn Kebsweiber zur Bewachung des Palastes zurückliess, von Jerusalem weg nebst einer beträchtlichen Menge Volkes, die ihm bereitwillig folgte, sowie mit der Leibwache von sechshundert Mann, die auch auf der früheren Flucht zu Lebzeiten Sauls seine Begleiter gewesen waren. 200 Den Hohepriestern Abiathar und Sadok dagegen, die ihn mit allen Leviten und der Lade begleiten wollten, riet er, zu Hause zu bleiben, da Gott ihn, auch wenn er die heilige Lade nicht bei sich führe, doch aus allen Gefahren befreien werde. Doch trug er ihnen auf, sie sollten ihn von allen Vorfällen heimlich in Kenntnis setzen. 201 Als besonders getreue Diener erwiesen sich ihm die Söhne der Hohepriester, Achimas, der Sohn Sadoks, und Jonathas, der Sohn Abiathars. Auch der Gittäer Ethi zog gegen Davids Willen mit ihm, und er konnte ihn nicht bereden, zu bleiben, woraus David dessen besondere Anhänglichkeit ersah. 202 Als er nun mit blossen Füssen den Ölberg erstieg, und alle seine Begleiter in heftiges Weinen ausbrachen, wurde ihm gemeldet, dass auch Achitophel bei Abesalom sich befinde und zu ihm halte. Dadurch wurde sein Gram noch vermehrt, und er bat zu Gott, dieser möge Abesaloms Gemüt dem Achitophel entfremden; denn er fürchtete, letzterer, der ein kluger und scharfblickender Mann war, möchte durch seine Ratschläge besonderen Einfluss auf Abesalom gewinnen. 203 Als man nun den Gipfel des Berges erreicht hatte, schaute David nach der Stadt zurück und flehte, wie wenn er sein Königreich schon verloren hätte, unter heissen Thränen zu Gott. Darauf begegnete ihm ein treuer Freund mit Namen Chusi, 204 und als David sah, dass er seine Kleider zerrissen, Asche auf sein Haupt gestreut hatte und über die Wendung von Davids Geschick jammerte, tröstete er ihn und bat ihn,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/427&oldid=- (Version vom 23.9.2020)