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streiten lassen würde. 322 David geriet in qualvolle Verlegenheit und Bestürzung, dass er unter so schweren Übeln eine Wahl treffen sollte. Als aber der Seher erklärte, es sei notwendig, dass er dies thue, und ihm befahl, sogleich Antwort zu geben, da er dieselbe Gott melden müsse, überlegte der König, dass, wenn er Hungersnot wähle, es scheinen könnte, als ob er das zum Nachteil seiner Untergebenen gethan hätte, da er selbst einen grossen Getreidevorrat besass und also nicht in Verlegenheit kommen konnte, während das Volk schwer getroffen worden wäre. 323 Würde er aber die dreimonatliche Kriegszeit wählen, so sei wohl der Vorwurf zu erwarten, er habe den Krieg gewählt, weil er selbst von tapferen Männern beschützt werde, feste Plätze zur Verfügung habe und somit nichts zu befürchten brauche. Er zog deshalb das Übel vor, das den König wie seine Unterthanen in gleicher Weise heimsuchen würde, und vor dem alle die gleiche Angst haben müssten, und meinte, es sei besser, in Gottes Hände als in die der Feinde zu fallen.

(3.) 324 Der Seher brachte diese Antwort des Königs zu Gott hin, der dann Pest und Tod über die Hebräer kommen liess. Doch starben nicht alle in gleicher Weise, sodass es schwer war, die Krankheit zu erkennen. Das Übel war wohl dasselbe, aber es trat in verschiedenartigen Symptomen auf, sodass niemand dagegen Rat schaffen konnte. 325 Einer erlag nach dem anderen‚ und die sich unbemerkt einschleichende Krankheit führte schnell zum Tode. Die einen gaben plötzlich unter heftigen, quälenden Schmerzen den Geist auf, andere magerten so entsetzlich ab, dass sie von der Krankheit fast ganz verzehrt wurden und sozusagen nichts von ihnen übrig blieb, was man hätte begraben können. 326 Wieder anderen wurde es plötzlich finster vor den Augen, und unter heftigem Aufschreien erstickten sie. Einige auch, die ihre toten Hausgenossen bestatten wollten, starben dahin, noch ehe die Beerdigung zu Ende war. Als die Pest so von der Morgenfrühe bis zur Mittagszeit gewütet

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/451&oldid=- (Version vom 23.9.2020)