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müsse er das Wohlergehen Simeons bedenken und dürfe nicht zulassen, dass dieser vielleicht umkommen werde dadurch, dass er Benjamins Reise verweigere. Er möge also seinen Sohn Gott befehlen, denn er selbst werde ihn entweder wohlbehalten wieder nach Hause bringen, oder zugleich mit ihm zugrunde gehen. 118 Hierauf gab Jakob endlich nach und überliess ihnen den Benjamin. Auch gab er ihnen den doppelten Preis für Getreide mit sowie für Joseph Geschenke aus den Produkten Chananaeas: Balsam, Myrrhenharz, Terebinthen und Honig. Darauf vergossen sowohl der Vater als die scheidenden Söhne bittere Thränen: 119 denn jener war in Sorge, ob er seine Söhne noch einmal wohlbehalten wiedersehen würde; die Söhne aber fürchteten, sie möchten den Vater nicht mehr wiederfinden, da er vielleicht der Trauer um ihre Abwesenheit erliegen könnte. In dieser Bekümmernis brachten sie einen ganzen Tag zu. Dann begaben sich die Söhne auf den Weg nach Aegypten und suchten ihren Schmerz mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu lindern; der Greis aber blieb tiefgebeugt zu Hause.

(6.) 120 In Aegypten angekommen, wurden sie gleich zu Joseph geführt. Sie hatten aber nicht geringe Furcht, es möchten ihnen Vorwürfe wegen des Getreidepreises gemacht werden, gleich als hätten sie denselben betrügerischerweise wieder mitgenommen. Daher entschuldigten sie sich bei Josephs Hausverwalter mit den Worten, sie hätten das Geld zu Hause in ihren Säcken gefunden und es jetzt wieder mit zurückgebracht. 121 Als dieser aber entgegnete, er verstehe nicht, wovon sie redeten, verschwand ihre Angst. Simeon ward nun aus dem Gefängnis entlassen und gesellte sich seinen Brüdern bei. Unterdessen kam auch Joseph vom Dienste beim König zurück, und sie überreichten ihm die Geschenke. Als er sich nun erkundigte, wie sich ihr Vater befinde, sagten sie, sie hätten ihn wohlbehalten angetroffen. 122 Dann fragte er, da er den Benjamin erkannt hatte, ob das ihr jüngster Bruder sei. Und da

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/92&oldid=- (Version vom 4.8.2020)