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(6.) 55 Während die Fürsten und Satrapen noch über das Gehörte nachdachten, schickte Zorobabel sich an, von der Wahrheit zu reden mit folgenden Worten: „Ich habe gezeigt, wie mächtig die Weiber sind; allein schwach sind sie wie der König im Vergleich zu der Wahrheit. Denn wie gross auch die Erde, wie hoch der Himmel, und wie schnell der Sonne Lauf ist, so bewegt sich doch das alles nur nach dem Willen Gottes, der die Wahrheit ist. Daraus folgt, dass die Wahrheit die grösste Macht ist, gegen welche keine Ungerechtigkeit etwas vermag. 56 Denn während alles andere, das mächtig zu sein scheint, sterblich und hinfällig ist, bleibt die Wahrheit dagegen ewig und unsterblich. Sie glänzt nicht durch Schönheit, welche die Zeit schwinden macht, noch durch Reichtum, den der Zufall raubt, sondern durch Recht und Gesetzmässigkeit, wonach sie das Ungerechte von sich abstösst und verdammt.“

(7.) 57 Sobald Zorobabel hiermit seine Lobrede auf die Wahrheit beendigt hatte, riefen alle aus, er habe am besten gesprochen, und nur die Wahrheit sei von unveränderlicher Macht und altere nie. Der König aber hiess ihn noch eine Gabe zu dem verlangen, was er ihm schon in Aussicht gestellt hatte. Er wolle ihm dieselbe gern gewähren, weil er sich als einen so verständigen und überaus klugen Mann bewiesen habe. „Du wirst von nun an,“ sagte er, „mir zur Seite sitzen und mein Verwandter heissen.“ 58 Hierauf erinnerte ihn Zorobabel an das Gelübde, das der König zu erfüllen versprochen habe, wenn er den Thron besteigen würde. Dann wolle er ja Jerusalem wieder erneuern, den Tempel Gottes aufbauen lassen und die von Nabuchodonosor geraubten und nach Babylon geschleppten Gefässe wieder zurückgeben. „Das ist es,“ fügte er hinzu, „was ich jetzt von dir erbitte, weil du mir als Belohnung für meine Weisheit und Klugheit noch eine Gnade versprochen hast.“

(8.) 59 Da erhob sich der König erfreut, küsste den Zorobabel und liess an die Statthalter und Satrapen schreiben, sie sollten dem Zorobabel und allen, die mit ihm zur

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/12&oldid=- (Version vom 12.12.2020)