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werden. Von Wollust und Üppigkeit gesättigt, schläft er ein, und dann beschirmen ihn Wächter, welche die Furcht an ihn fesselt, 48 sodass sie ihn nicht ein Weilchen zu verlassen wagen, um ihren eigenen Geschäften nachzugehen. Die Bewachung des Königs ist vielmehr das einzige, worauf sie ihr Augenmerk zu richten haben. Es muss also der König der mächtigste von allen sein, da seinem Befehl eine so grosse Menge gehorcht.“

(5.) 49 Als auch dieser geendet hatte, hub Zorobabel als dritter an, die Macht der Weiber und der Wahrheit zu schildern, und sprach: „Grosse Macht hat der Wein, und gewaltig ist der König, dem alle gehorchen. Aber noch weit mächtiger sind die Weiber. 50 Denn auch den König brachte ein Weib zur Welt, und die Winzer, die den Wein keltern, sind vom Weibe geboren und erzogen. Überhaupt giebt es nichts, das wir nicht dem Weibe verdankten. Denn es webt unsere Kleider und besorgt unser gesamtes Hauswesen. 51 Ohne Weib können wir nicht leben, und Gold, Silber wie alle anderen Kostbarkeiten geben wir gern dahin, wenn wir ein schönes Weib erblicken. Ja, unser ganzes Hab und Gut opfern wir, um in den Genuss seiner Reize gelangen zu können. 52 Vater, Mutter und Heimat verlassen wir und vergessen unsere teuersten Freunde um der Weiber willen; ja, wir scheuen uns nicht, für sie zu sterben. Hieraus lässt sich leicht ermessen, wie gross des Weibes Macht ist. 53 Arbeiten wir nicht und tragen wir nicht alle Mühsale zu Wasser und zu Lande, um das dadurch Erworbene freudig dem Weibe, unserer Herrscherin, zu Füssen zu legen? 54 Sah ich doch einst, wie der König, der gewaltige Herrscher, von Apame, der Tochter des Themasiers Rabezak, seinem Kebsweibe, geohrfeigt wurde; wie er duldete, dass sie das Diadem von seinem Haupte nahm und sich selbst aufsetzte; wie er lächelte, wenn sie fröhlich, und zürnte, wenn sie traurig war; wie er auf jede erdenkliche Weise dem Weibe schmeichelte und durch tiefe Demütigung ihre Gunst wiederzuerlangen trachtete, wenn er sie in Unmut sah!“

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/11&oldid=- (Version vom 12.12.2020)