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abgeschickten Leute Kunde erhielt, entging er der Gefahr, indem er sich in die Stadt rettete, wo er sich auf das Volk verlassen konnte, das seinem Vater so viel Gutes verdankte und den Ptolemaeus hasste. Als nun Ptolemaeus durch ein anderes Thor eindringen wollte, trieb ihn das Volk zurück, weil es den Hyrkanus schon aufgenommen hatte.

Achtes Kapitel.
Hyrkanus wird Hohepriester und vertreibt den Ptolemaeus aus dem Lande. Antiochus zieht gegen Hyrkanus zu Felde.

(1.) 230 Ptolemaeus zog sich darauf in eine oberhalb Jerichos gelegene feste Burg, welche Dagon hiess, zurück. Hyrkanus aber, der seinem Vater in der Hohepriesterwürde gefolgt war, erflehte zunächst durch Opfer den Beistand Gottes und rückte dann gegen Ptolemaeus aus, belagerte dessen Zufluchtsort und war wohl sonst glücklich, wurde aber von Mitgefühl für seine Mutter und seine Brüder schwer niedergedrückt. 231 Diese liess nämlich Ptolemaeus auf die Mauer führen und drohte, sie hinabstürzen zu lassen, falls Hyrkanus nicht von der Belagerung Abstand nehme. So sehr nun auch Hyrkanus nach der Einnahme des Platzes verlangte, glaubte er es doch seinen Lieben schuldig zu sein, dass er sie nicht leiden lasse, und betrieb deshalb die Belagerung weniger scharf. 232 Da aber beschwor ihn seine Mutter mit gerungenen Händen, um ihretwillen doch nicht nachzulassen, sondern die Belagerung nur noch um so eifriger fortzusetzen, damit er durch die Einnahme des Platzes die Seinigen rächen könne. Ein grausamer Tod sei ihr süss, wenn nur der Feind, der ihr denselben bereite, für seinen Frevel gezüchtigt werde. 233 Diese Worte seiner Mutter trieben den Hyrkanus wieder zur Einnahme der Festung an. Als er sie aber geisseln und zerfleischen sah, erlahmten seine Kräfte aus Mitleid mit ihren Qualen.

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/168&oldid=- (Version vom 12.12.2020)