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302 Von seinen Brüdern liebte er den Antigonus ganz besonders und ehrte ihn königlich, während er die übrigen in Ketten und Banden hielt. Sogar seine Mutter, die von Hyrkanus mit der Regierung betraut worden war und deshalb mit ihm wegen der Herrschaft in Streit geriet, liess er ins Gefängnis werfen und ging sogar in seiner Grausamkeit so weit, dass er sie durch Hunger umkommen liess. 303 Seinen Bruder Antigonus, dem er anfangs so sehr zugethan schien, behandelte er später nicht viel besser, da er durch Verleumdungen gegen ihn aufgebracht worden war. Zunächst zwar schenkte er diesen Beschuldigungen keinen Glauben, teils weil er ihn wirklich liebte, teils weil er glaubte, dieselben gingen aus Neid hervor. 304 Als aber Antigonus eines Tages in prächtigem Aufzug von einer kriegerischen Unternehmung heimkehrte, während Aristobulus von einer Krankheit ans Bett gefesselt war, zog ersterer, da gerade das Laubhüttenfest gefeiert wurde, mit grossem Gepränge in Begleitung seiner Krieger nach dem Tempel, um das Fest zu begehen und vor allem, um durch Gebet die Genesung seines Bruders zu erflehen. 305 Es gab nun genug böswillige Menschen, die, um die Eintracht der Brüder zu stören, aus dem glanzvollen Aufzuge des Antigonus und seinen glücklichen Kriegsthaten Veranlassung nahmen, zum Könige zu gehen, ihm die Sache über Gebühr aufzubauschen 306 und ihm vorzustellen, dass das Benehmen seines Bruders durchaus nicht dem eines Privatmannes entspreche, sondern die Begierde nach der Königsherrschaft erkennen lasse. Antigonus werde gewiss mit seiner starken Mannschaft kommen, um ihn zu töten, da er es für thöricht halten müsse, sich mit der Teilnahme an der Regierung zu begnügen, wenn er selbst König werden könne.

(2.) 307 Aristobulus liess sich durch diese Einflüsterungen, wiewohl mit Widerstreben, aufreizen. Um aber bei seinem Bruder keinen Verdacht zu erregen, und zugleich auch, um für seine eigene Sicherheit zu sorgen, liess er seine Leibwache in einem dunklen unterirdischen Raume

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/180&oldid=- (Version vom 12.12.2020)