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Sekte der Sadducäer und behauptet, das allein sei massgebend, was geschrieben stehe, während die mündliche Überlieferung der Vorfahren keine Gültigkeit habe. 298 Über diesen Punkt entstanden oft heftige Streitigkeiten, wobei die Sadducäer nur die Reichen, die Pharisäer aber die grosse Menge des Volkes auf ihrer Seite hatten. Näheres über diese beiden Sekten, sowie über die dritte der Essener findet sich im zweiten Buche meines Werkes über den Jüdischen Krieg.

(7.) 299 Hyrkanus aber machte diesen Streitigkeiten bald ein Ende, lebte darauf im höchsten Glück und starb nach einunddreissigjähriger ausgezeichneter Regierung mit Hinterlassung von fünf Söhnen. Gott hatte ihm drei grosse Gnaden verliehen: die Herrschaft über sein Volk, die hohepriesterliche Würde und die Gabe der Weissagung. 300 Der Herr nämlich war sein beständiger Helfer und setzte ihn in den Stand, das Zukünftige vorherzusehen und vorherzuverkündigen. So prophezeite er auch, seine beiden ältesten Söhne würden nicht lange im Besitze der Regierungsgewalt bleiben. Es ist der Mühe wert, das Ende dieser beiden Söhne des Hyrkanus ausführlicher zu berichten, weil man daraus ersehen kann, wie weit sie hinter dem Glücke ihres Vaters zurückblieben.

Elftes Kapitel.
Wie Aristobulus sich die Königskrone aufsetzte und gegen seine Mutter und seine Brüder höchst grausam verfuhr. Wie er nach der Ermordung des Antigonus auch selbst sein Leben beschloss.

(1.) 301 Als Hyrkanus gestorben war, beschloss sein ältester Sohn Aristobulus, aus eigener Machtvollkommenheit die bisherige Regierungsform in ein Königtum zu verwandeln, und setzte sich vierhunderteinundachtzig Jahre und drei Monate nach der Rückkehr des Volkes aus der babylonischen Knechtschaft zuerst wieder die Krone auf.

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/179&oldid=- (Version vom 12.12.2020)