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gemeldet, Antigonus sei in dem unterirdischen Gelasse umgekommen, welches ebenso wie das an der Meeresküste sechshundert Stadien weit entfernt liegende Caesarea „Stratonsturm“ heisst. Hierdurch war der Seher verwirrt worden.

(3.) 314 Aristobulus aber empfand bald über den Brudermord heftige Reue, und von Gewissensbissen gefoltert, fiel er in eine Krankheit, die seine Eingeweide so angriff, dass er Blut auswarf. Dieses Blut wollte einer der ihm dienenden Pagen, wie ich glaube, durch göttliche Fügung, an dieselbe Stelle bringen, die noch mit dem Blute des gemordeten Antigonus befleckt war, glitt aber aus und verschüttete den Inhalt des Gefässes. 315 Darüber erhoben die, welche es gesehen hatten, ein gewaltiges Geschrei, als wenn der Page das Blut mit Absicht verschüttet hätte. Aristobulus, der das Geschrei hörte, erkundigte sich nach der Ursache, und da man ihm nicht antwortete, war er nur desto begieriger, dieselbe zu erfahren, wie denn die Menschen gewöhnlich, wenn ihnen etwas verschwiegen wird, gleich das Schlimmste dahinter versteckt glauben. 316 Als man ihm dann endlich auf seine Drohungen aus Furcht die Wahrheit gestand, brach er, von Gewissensbissen gequält, in Thränen aus und wehklagte: „So konnten also meine schändlichen und verruchten Thaten Gott nicht verborgen bleiben, da er mich für den Mord meines Bruders mit schneller Strafe heimsuchte! 317 Wie lange denn noch willst du, o schamloser Leib, die Seele zurückhalten, die den Schatten meines Bruders und meiner Mutter verfallen ist? Weshalb giebst du sie nicht sogleich los, da ich einen Teil meines Blutes schon jetzt denen, welche ich so schmählich dahingemordet habe, zum Opfer bringe?“ 318 Kaum hatte er diese Worte gesprochen, da starb er nach nur einjähriger Regierung. Obwohl er ein Freund der Griechen genannt wurde, hatte er doch seinem Vaterlande viel Gutes erwiesen, indem er Ituraea bekriegte, einen grossen Teil dieses Landes mit Judaea vereinigte und die Bewohner zwang, falls sie in ihrer Heimat

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/182&oldid=- (Version vom 12.12.2020)