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müsse, zusammen und stellte Mariamne insgeheim wegen ihrer Zusammenkünfte mit Joseph zur Rede. 83 Da sie aber ihre Unschuld eidlich beteuerte und zu ihrer Rechtfertigung alles vorbrachte, was nur Schuldlose geltend machen können, überzeugte sie den König allmählich von der Grundlosigkeit der Anklage. Dieser liess nun von seinem Zorn ab und ging, durch die Liebe zu ihr besiegt, sogar so weit, dass er sich entschuldigte, weil er der Verleumdung so leichtsinnig Glauben geschenkt, ihr für ihr sittsames Verhalten seinen Dank abstattete 84 und ihr seine besonders herzliche Liebe zu erkennen gab. Und wie es meistens bei solchen Anlässen zu geschehen pflegt, brachen sie schliesslich beide in Schluchzen aus und umarmten sich innig. 85 Da aber der König sie wieder und wieder seiner grossen Liebe versicherte und ihre Gegenliebe zu entflammen suchte, erwiderte ihm Mariamne: „Das ist aber doch sicher kein Zeichen grosser Liebe, dass du den Befehl erteilt hast, mich trotz meiner Unschuld zu töten, sobald Antonius dir etwas zuleide thun würde.“ 86 Diese Worte schnitten dem Könige ins Herz; er liess sie aus seinen Armen, raufte sich das Haar und schrie laut auf, nun sei der klare Beweis geliefert, dass sie mit Joseph verbotenen Umgang gepflogen habe. 87 Denn dieser hätte ihr den geheimen Auftrag gewiss nicht verraten, wenn sie nicht so sehr miteinander vertraut gewesen wären. Beinahe hätte der König sogar seine Gattin umgebracht. Doch verhütete seine immer noch grosse Liebe zu ihr diesen Ausbruch seines Zornes, wiewohl er sich nur mühsam beherrschte. Den Joseph aber liess er ohne jedes Verhör hinrichten und Alexandra als die Urheberin alles Unheils ins Gefängnis werfen.

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/304&oldid=- (Version vom 12.12.2020)