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sein. Wer die Würde und Macht eines Königs besitze, müsse nach Recht und Billigkeit auch freien Gebrauch davon machen dürfen. Der Kleopatra aber gab er zu verstehen, es passe sich nicht, dass sie sich um die Angelegenheiten der Fürsten kümmere. 77 Von allen diesen Vorgängen schrieb Herodes, wie auch weiterhin von den Ehrenbezeugungen, die ihm Antonius tagtäglich in Audienzen und bei Tische erweise, und dass ihm das alles zu teil werde trotz der Feindseligkeit der Kleopatra, welche, nach seinem Reiche lüstern, auf alle mögliche Weise versuche, ihn aus dem Wege zu räumen. 78 Da nun Antonius ihm so wohlgeneigt sei, habe er auch für die Zukunft nichts Schlimmes zu befürchten, sondern werde bald zurückkehren und bei dem Wohlwollen des Antonius noch fester stehen. 79 Kleopatra aber habe weiter nichts mehr zu erwarten, da Antonius, um ihre Forderungen zu befriedigen, ihr Coelesyrien geschenkt und damit sowohl ihren Groll beschwichtigt als auch bewirkt habe, dass sie auf das Königreich Judaea keinen Anspruch mehr erhebe.

(9.) 80 Nach Bekanntwerden dieses Schreibens hatte selbstverständlich das Vorhaben, sich unter den Schutz der Römer zu begeben, keinen Zweck mehr. Doch blieb dasselbe dem Herodes nicht verborgen. Denn als der König, weil Antonius gegen die Parther aufgebrochen war, nach Judaea zurückkehrte, teilten ihm seine Schwester Salome und seine Mutter den Plan mit, 81 und Salome beschuldigte noch obendrein ihren Gatten Joseph des häufigen verbotenen Umganges mit Mariamne. Das that sie aber, weil sie gegen Mariamne einen alten Groll hegte, der darin seinen Grund hatte, dass diese bei Streitigkeiten, die zwischen ihnen vorfielen, ihr und ihren Geschwistern gewöhnlich ihre niedrige Herkunft zum Vorwurf machte. 82 Herodes, der Mariamne stets leidenschaftlich geliebt hatte, geriet über diese Mitteilungen in heftigen Zorn und vermochte seine Wut kaum zu bezwingen. Doch nahm er sich, um in seiner gewaltigen Erregung nichts zu begehen, was er später bereuen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/303&oldid=- (Version vom 12.12.2020)