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heimlichen Auftrag verriet, um dadurch zu beweisen, dass Herodes ohne Mariamne nicht leben könne und auch im Tode nicht von ihr getrennt sein wolle. 70 Die Weiber aber schlossen aus diesen Worten Josephs, wie das auch leicht erklärlich war, nicht auf die heftige Liebe des Herodes, sondern einzig auf dessen grausame Gesinnung, infolge deren er selbst nach seinem Tode noch in tyrannischer Herzlosigkeit zu ihrem Verderben beitragen wolle, und schwebten also in bängster Sorge um das, was ihnen bevorstand.

(7.) 71 Unterdessen wurde von den Feinden des Herodes in der Stadt Jerusalem das Gerücht verbreitet, der König sei von Antonius gefoltert und mit dem Tode bestraft worden. Hierdurch ward der ganze Hof, besonders aber die Weiber, in die grösste Bestürzung versetzt. 72 Alexandra suchte nun den Joseph zu veranlassen, mit ihnen aus der Königsburg zu fliehen und sich unter den Schutz der römischen Legion zu stellen, welche damals nahe bei der Stadt unter dem Befehle des Julius lagerte. 73 Denn dort, sagte sie, würden sie, wenn im Palaste ein Aufruhr entstände, bei dem bekannten Wohlwollen der Römer am sichersten sein, und zugleich hege sie auch die Hoffnung, dass, wenn Antonius die Mariamne gesehen habe, sie durch ihn nicht nur die Herrschaft, sondern auch alles andere erlangen würden, was der Sprösslinge königlicher Ahnen würdig sei.

(8.) 74 Während sie nun hierüber noch im Gespräch begriffen waren, kam auf einmal ein Brief von Herodes an, der das gerade Gegenteil des Gerüchtes meldete. 75 Denn sobald Herodes zu Antonius gekommen war, hatte er ihn durch Geschenke, die er von Jerusalem mitgenommen, gnädig gestimmt und im Verlaufe der Unterredung seinen Zorn derart besänftigt, dass die Worte der Kleopatra gegenüber seiner milden Gesinnung ihre Kraft verloren. 76 Antonius sagte nämlich, es zieme sich nicht, dass ein König dafür zur Verantwortung gezogen werde, was er während seiner Regierung thue; er selbst möchte unter solchen Umständen nicht König

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/302&oldid=- (Version vom 12.12.2020)