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von Jerusalem gegen sechzig Stadien entfernt und schon von Natur zur Befestigung sehr geeignet. In seiner nächsten Nähe nämlich liegt ein mässiger Hügel, der sich so in die Höhe erhebt, als wäre er von Menschenhand gemacht, und in seiner Gestalt Ähnlichkeit mit einer weiblichen Brust aufweist. Diesen Hügel versah Herodes mit runden Türmen und machte ihn schwer zugänglich, indem er eine steile, aus zweihundert Quadersteinstufen bestehende Treppe zu ihm hinaufführte. Im Innern der Türme befanden sich prachtvolle königliche Gemächer, die ebenso der Sicherheit wie der Verschönerung dienten, 325 und am Fusse des Hügels waren Wohnungen erbaut, welche einen herrlichen Anblick gewährten, und für die, weil der Ort kein Wasser hatte, Wasserleitungen angelegt waren, die man mit grossen Kosten aus weiter Ferne herangeführt hatte. Die Ebene ringsum wurde gleichfalls mit Gebäuden besetzt, sodass sie das Ansehen einer grossen Stadt darbot, über welcher sich der Hügel wie eine Burg erhob.

(5.) 326 Als sich nun alles glücklich nach seinen Wünschen gestaltet hatte, befürchtete Herodes in seinem Reiche keine Empörungen mehr, da er seine Unterthanen durch zwei Mittel im Gehorsam hielt, nämlich teils durch Furcht, indem er niemand die verdiente Strafe erliess, teils durch seine Fürsorge, von der er bei Gelegenheit der Hungersnot eine so glänzende Probe gegeben hatte. 327 Dennoch suchte er auch im Ausland für seine Sicherheit zu sorgen, als wenn er eines solchen Schutzes gegen seine Unterthanen bedurft hätte. Er erwies sich nämlich gegen die auswärtigen Städte freundlich und gefällig, ehrte ihre Herrscher bei vorkommenden Gelegenheiten und machte sie sich durch Geschenke und noch grössere Gunstbezeugungen geneigt, da er, wie es einem Könige geziemt, von Natur freigebig war. Durch die in dieser Hinsicht errungenen Erfolge war nun seine Macht gewaltig vermehrt. 328 Doch wurde er infolge seiner Prachtliebe und des Eifers, womit er sich den Caesar und die Machthaber der Römer günstig zu stimmen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/346&oldid=- (Version vom 12.12.2020)