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408 Früher befand sich das Gewand unter dem Siegel des Hohepriesters und der Tempelschatzmeister, welch letztere sich am Tage vor einem Feste zum Kommandanten der römischen Besatzungstruppen begaben und nach geschehener Besichtigung des Siegels das Gewand bei ihm abholten. Waren die Festtage dann vorüber, so brachten sie es wieder zurück und übergaben es nach Vorzeigung des Siegels dem Befehlshaber wieder zur Bewahrung. 409 So erklären sich die vielen Wechselfälle, die sich später mit dem Kleide ereignet haben. Diese Burg liess nun Herodes, der König der Juden, zur Sicherheit und zum Schutze des Tempels noch stärker befestigen und nannte sie seinem Freunde, dem römischen Feldherrn Antonius, zuliebe Antonia.

(5.) 410 Gegen die Westseite hin hatte die Einfriedigungsmauer vier Thore, von denen eines durch ein dazwischen gelegenes Thal in die Königsburg, zwei weitere in die Vorstadt und das vierte in die eigentliche Stadt führten. Eine Menge von Stufen ermöglichte den Abstieg in das Thal und das Hinaufsteigen aus demselben. Denn die Stadt lag gerade dem Tempel gegenüber und machte, gegen Süden von einer tiefen Schlucht umgeben, den Eindruck eines Theaters. 411 Die vierte Seite der Einfriedigungsmauer endlich nach der Südseite hin hatte ebenfalls in der Mitte Thore und eine dreifache königliche Säulenhalle, die sich der Länge nach von der östlichen zur westlichen Seite des Thales erstreckte, da sie nicht weiter fortgeführt werden konnte. 412 Das ganze Werk war eines der merkwürdigsten, welche die Sonne jemals beschienen hat. Denn über dem Thale, welches so tief war, dass man, wenn man hinabsah, anfing schwindelig zu werden, war noch eine unermesslich hohe Halle erbaut, sodass derjenige, der vom Dache dieser Halle aus beide Höhen zugleich mit seinem Auge ermessen wollte, schon vom Schwindel erfasst wurde, ehe noch sein Blick den Grund der ungeheuren Tiefe erreichen konnte. 413 Vier Reihen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/361&oldid=- (Version vom 12.12.2020)