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Nordseite je drei Thore, die gleich weit voneinander abstanden, und auf der Ostseite ein grosses Thor, durch welches diejenigen, welche rein waren, mit ihren Frauen eintreten durften. 419 Das innere Heiligtum dagegen durften die Frauen unter keinen Umständen betreten. Endlich gab es noch einen dritten inneren Raum, in welchen einzutreten nur den Priestern gestattet war. Dies war der eigentliche Tempel, und vor demselben befand sich der Altar, auf dem wir Gott die Brandopfer darbringen. 420 In keinen dieser drei inneren Räume trat Herodes ein, da er kein Priester war und ihm somit der Eintritt nicht freistand. Vielmehr besorgte er nur den Aufbau der Säulenhallen und der äusseren Einfriedigungen, den er in acht Jahren vollendete.

(6.) 421 Nachdem nun auch der eigentliche Tempelbau von den Priestern in einem Jahre und sechs Monaten errichtet worden war, freute sich das gesamte Volk und dankte Gott dafür, dass das Werk so schnell zur Vollendung gekommen war und dass der König dieselbe mit so regem Eifer betrieben hatte. Mit Festfeier und Segenswünschen begleiteten die Juden die Fertigstellung ihres Tempels. 422 Der König aber opferte Gott dreihundert Ochsen, und die übrigen nach ihrem Vermögen. Die Zahl der Opfer kann ich nicht angeben; 423 denn da die Feier auf denselben Tag fiel, an welchem der König den Antritt seiner Regierung zu begehen pflegte, so wurde das Fest um dieser zweifachen Ursache willen desto glänzender begangen.

(7.) 424 Ausserdem wurde für den König noch ein geheimer Gang angelegt, der von der Burg Antonia zum östlichen Tempelthor führte. Darüber liess er sich einen Turm erbauen, um bei etwa ausbrechenden Volksaufständen durch den unterirdischen Gang auf denselben hinaufsteigen und sich so in Sicherheit bringen zu können. 425 Es geht die Sage, während der ganzen Zeit, da man am Tempelbau gearbeitet, habe es nur des Nachts geregnet, damit der Bau nicht aufgehalten

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/363&oldid=- (Version vom 12.12.2020)