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grössten Schrecken eilte Herodes aus dem Grabmal hinaus und liess, um die Gottheit zu versöhnen, am Eingange desselben mit grossen Kosten ein Denkmal aus weissem Marmor errichten. 183 Dieses Denkmal erwähnt auch der Geschichtschreiber Nikolaus, der zur Zeit des Herodes lebte. Doch berichtet er nicht, dass der König in das Grab eingedrungen sei, da er wohl weiss, wie unziemlich ein solches Benehmen ist. Diese Art, Geschichte zu schreiben, behält Nikolaus auch im übrigen bei. 184 Denn weil er im Reiche des Herodes lebte und mit ihm verkehrte, schrieb er, um sich ihm gefällig zu erweisen und ihm zu schmeicheln, nur das nieder, was zum Ruhme des Königs beitragen konnte, und liess viele seiner offenbarsten Ungerechtigkeiten in günstigerem Lichte erscheinen oder verschwieg sie auch gänzlich. 185 Er unternimmt es sogar, die grausame Ermordung Mariamnes und ihrer Söhne zu beschönigen, indem er die Mutter beschuldigt, einen schamlosen Lebenswandel geführt, und die Söhne, ihrem Vater nach dem Leben getrachtet zu haben. Überhaupt verfährt er in seinem ganzen Werke so, dass er alle guten Thaten des Königs übermässig lobt, seine Frevel dagegen zu entschuldigen sucht. 186 Gleichwohl kann man ihm das nachsehen; er hatte es sich ja nicht zur Aufgabe gemacht, für andere Geschichte zu schreiben, sondern wollte nur dem König sich gefällig erzeigen. 187 Ich aber, der ich mit dem Königsgeschlechte der Asamonäer verwandt bin und deshalb auch die Priesterwürde besitze, habe es für unziemlich gehalten, anderen zulieb die Unwahrheit zu sagen, sondern berichte die Thatsachen sorgfältig und ungeschminkt. Zwar verehre ich viele von den Nachkommen des Königs, die den Thron innegehabt haben. Aber höher als diese Verehrung steht mir die Wahrheit, sollte ich mir dadurch auch den Zorn der Machthaber zuziehen.

(2.) 188 Übrigens verschlimmerten sich nach der Schändung des Grabes die häuslichen Verhältnisse des Herodes mehr und mehr, sei es, dass ein furchtbares Unheil sich

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/398&oldid=- (Version vom 12.12.2020)