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(3.) 286 Unterdessen aber hatten sich in aller Eile Boten nach Rom begeben, welche dem Syllaeus diese Vorgänge meldeten und, wie gewöhnlich, alles übertrieben. 287 Syllaeus, der schon beim Caesar eingeführt war und beim Empfange der Meldung sich gerade in der Nähe des Palastes befand, legte sogleich schwarze Kleider an, begab sich zu Augustus und klagte ihm, Arabien sei von Kriegswirren beunruhigt, und Herodes, der das Land verwüste, habe das ganze Araberheer aufgerieben. 288 Zweitausendfünfhundert der edelsten Araber, jammerte er, seien samt ihrem Anführer Nakeb, seinem Freunde und Verwandten, niedergemacht und die in Raïpta aufbewahrten Schätze geraubt worden, da man sich vor Obodas, der die Strapazen eines Krieges ungern ertrage, nicht gefürchtet habe, er selbst aber sowie das eigentliche arabische Heer nicht zur Stelle gewesen seien. 289 Und um den Herodes beim Caesar noch verhasster zu machen, fügte er hinzu, er würde wohl seine Reise nach Rom nicht unternommen haben, wenn er nicht die Überzeugung gehabt hätte, dass dem Caesar die Erhaltung des Friedens in seinem ganzen Reiche am Herzen liege, und im Falle seiner Anwesenheit wäre der Krieg wohl nicht so glücklich für Herodes verlaufen. Hierüber erzürnt, fragte Augustus die zufällig anwesenden Freunde des Herodes und seine eigenen aus Syrien gekommenen Beamten, ob Herodes ins Feld gezogen sei. 290 Da nun die Gefragten das bejahen mussten, der Caesar ihnen aber die Darlegung der näheren Umstände nicht gestattete, schrieb letzterer im höchsten Groll an Herodes einen in bitteren Worten abgefassten Brief, dessen Hauptinhalt der war, dass er ihn statt wie früher als Freund nunmehr als Unterthan behandeln werde. 291 Auch Syllaeus gab den Arabern von diesem Ausgang der Sache Kenntnis, und nun wurden dieselben erst recht übermütig, lieferten weder die Räuber noch das Geld aus und nahmen noch obendrein die Weideplätze, die sie von Herodes gepachtet hatten, als ihr Eigentum in Anspruch, weil der König der Juden von dem erzürnten Caesar abgesetzt worden

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/415&oldid=- (Version vom 12.12.2020)