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einen Einfluss zuschreibt und jeden für seine eigne Schlechtigkeit büssen lässt, wie dies auch schon vor uns das Gesetz bestimmt hat. 399 Es giebt aber noch zwei andere Ursachen, aus denen man den Söhnen des Herodes vielleicht einen Vorwurf machen könnte, nämlich ihre jugendliche Überhebung und ihr Pochen auf die königliche Abstammung. Diese beiden Fehler verleiteten sie dazu, den gegen ihren Vater gerichteten Verleumdungen ihr Ohr zu leihen, seine Handlungen und seinen Lebenswandel ungerecht zu beurteilen und immer das Schlimmste anzunehmen. Auch wussten sie ihre Zunge nicht im Zaum zu halten und gaben dadurch ihren Gegnern und denen, die sie beobachteten, willkommenen Anlass, sie bei Herodes anzuschwärzen. 400 Gleichwohl konnte ihr Vater keine stichhaltige Entschuldigung für seine Grausamkeit beibringen, da er, ohne sich einen sicheren Beweis von ihrer Schuld zu verschaffen, es über sich brachte, seine eignen Kinder zu morden, Menschen von äusserster Wohlgestalt, die noch dazu in den Wissenschaften und Künsten wohlbewandert waren, mochte es sich nun um Jagd, Kriegswesen oder wissenschaftliche Unterredung handeln, und die sich auch allgemeiner Beliebtheit erfreuten. 401 In allen diesen Fertigkeiten nämlich zeichneten sich die beiden und besonders Alexander in hohem Masse aus. Wollte Herodes sie nun einmal verurteilen, so wäre es sicher genug gewesen, sie im Gefängnis zu halten oder aus dem Reiche zu verbannen, besonders da die römische Oberhoheit ihm hinreichenden Schutz gewährte, sodass er einen plötzlichen Überfall oder offene Gewalttätigkeit wohl nicht zu fürchten brauchte. 402 Sie aber so schnell und aus unbezwinglicher Leidenschaft zu morden, was war das anders als ein Beweis anmassender Grausamkeit, zumal da Herodes die That beging, als er schon in vorgerücktem Alter stand? 403 Man kann ihn auch nicht einmal damit entschuldigen, dass er mit der Hinrichtung gezögert oder dieselbe aufgeschoben habe. Denn dass jemand in der ersten Aufwallung sich zu

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/433&oldid=- (Version vom 12.12.2020)