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leicht hätte bewältigen können und damit auch noch Alexanders Gunst errungen haben würde. 391 Durch diese Aussage befreite er seinen Vater von der Folterung; doch weiss man nicht, ob er in der That die Wahrheit gesagt oder bloss deshalb so gesprochen hat, um sich und seinem Vater die Qualen zu ersparen.

(7.) 392 Hatte nun Herodes früher wenigstens noch in etwa gezögert, seine Söhne umbringen zu lassen, so war jetzt jedes Bedenken aus seiner Seele verbannt, und ohne noch einer besseren Regung Raum zu geben, eilte er, sein Vorhaben auszuführen. 393 Zunächst jedoch liess er dreihundert verdächtige Offiziere, Teron und seinen Sohn sowie deren Angeber Tryphon in öffentlicher Versammlung richten, 394 und das Volk warf sie mit allem, was ihm gerade in die Hände kam, zu Tode. Hierauf wurden Alexander und Aristobulus nach Sebaste geführt und dort auf Befehl ihres Vaters erdrosselt. Ihre Leiber aber brachte man in der Nacht nach Alexandrium, wo ihr Oheim von mütterlicher Seite und viele ihrer Vorfahren begraben lagen.

(8.) 395 Nun könnte es manchem wohl nicht besonders auffallend erscheinen, dass der eingewurzelte Hass des Königs sich also steigerte und schliesslich dahin gelangte, dass er jede Regung der Natur erstickte. Mit Recht aber muss daran gezweifelt werden, dass die jungen Leute ihrem Vater einen stichhaltigen Grund zum Zorn gegeben und ihn durch ihre Bosheit zu unversöhnlichem Hasse getrieben hätten. 396 War etwa Herodes so hart, grausam und herrschsüchtig, dass er niemand neben sich dulden und nur seinen eignen Willen durchsetzen wollte? 397 Oder hat das Schicksal, welches mächtiger ist als die weiseste Überlegung, hier seinen Einfluss gezeigt? Müssen wir doch annehmen, dass die menschlichen Handlungen durch eine gewisse Notwendigkeit vorherbestimmt werden, welche wir das Schicksal nennen, weil nichts geschieht, das nicht durch sie bewirkt worden wäre. 398 Es dürfte, glaube ich, hinreichen, diese Ansicht als verschieden von der zu bezeichnen, die uns selbst

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/432&oldid=- (Version vom 12.12.2020)