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ihr missfallen könne oder gegen ihren Willen sei. Sie solle in betreff der Juden nur alles in seinem Namen schreiben, was sie für gut finde, das Schreiben mit seinem Siegel versehen und es im ganzen Reiche veröffentlichen. Denn niemand, der einen mit des Königs Siegel versehenen Brief lese, werde demselben entgegenzuhandeln wagen. 272 Esther liess also die königlichen Schreiber kommen und befahl ihnen, zu gunsten der Juden an alle Völkerschaften und an die hundertsiebenundzwanzig Satrapen der Provinzen von Indien bis nach Aethiopien hin, sowie an die Statthalter und Fürsten folgendermassen zu schreiben: 273 „Der grosse König Artaxerxes entbietet den Fürsten und allen, die zu ihm halten, seinen Gruss. Viele, denen von ihrem Könige grosse Wohlthaten erwiesen und Ehrenstellen zugeteilt wurden, wagen nicht nur ihre Untergebenen ungerecht zu behandeln, 274 sondern scheuen sich auch nicht, gegen ihre Wohlthäter selbst Ränke zu schmieden, und beweisen sich so höchst undankbar. Übermütig infolge des ihnen unerwartet zu teil gewordenen Glückes, freveln sie gegen die Urheber desselben und glauben, dass so etwas Gott verborgen bleiben könne und sie seiner Rache entschlüpfen würden. 275 Einige aus diesen, die von dem ihnen befreundeten Herrscher mit der Verwaltung hoher Ämter betraut waren und gegen einzelne Menschen einen persönlichen Hass trugen, hintergingen sogar ihre Gönner und bewirkten durch falsche Beschuldigungen und Verleumdungen, dass deren Zorn sich gegen Unschuldige richtete und diese dem Untergang weihte. 276 Das sind nicht etwa Begebenheiten aus alter Zeit oder solche, die nur vom Hörensagen bekannt geworden sind, sondern vor unseren Augen sind solche Frevelthaten mit grosser Tollkühnheit begangen worden, weshalb ich beschlossen habe, Verleumdungen, falschen Anschuldigungen und fremden Einflüsterungen in Zukunft kein Gehör zu geben, sondern nur danach zu urteilen, was klar zu Tage liegt, und Belohnungen wie Bestrafungen nur nach wirklichem Verdienst, nicht aber auf irgend

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/45&oldid=- (Version vom 12.12.2020)