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dem Hause der Arsakiden stammen müsse, nicht regiert werden könne. Einen König aus anderem Geschlechte nämlich hielten sie hauptsächlich deshalb für unmöglich, weil das Reich schon so oft und in jüngster Zeit noch durch die italische Buhlerin und deren Sohn Schaden gelitten habe. Sie liessen daher durch Gesandte den Orodes herbeirufen, der zwar aus königlichem Geschlecht stammte, jedoch wegen seiner unmenschlichen Grausamkeit und seines abstossenden und aufbrausenden Wesens bei seinen Unterthanen bald verhasst wurde. 45 Daher fiel auch er einer Verschwörung zum Opfer, indem er, wie einige behaupten, bei einem Zechgelage, zu dem die Parther stets bewaffnet erscheinen, nach allgemeiner Annahme aber auf der Jagd ermordet wurde. 46 Nun schickte man nach Rom und erbat sich einen der als Geiseln gestellten Prinzen zum Könige. Daraufhin wurde Vonones gesandt, der vor seinen Brüdern den Vorzug erhielt. Dieser glaubte, sich einer recht glücklichen Regierung erfreuen zu können, da ihm dieselbe von zwei mächtigen Reichen, seinem eigenen und dem der Römer, angetragen worden war. 47 Allein gar bald änderte sich die Gesinnung der halbwilden Parther, die überhaupt von Natur treulos und wankelmütig sind. Sie erklärten nämlich, es sei unter ihrer Würde, dem Sklaven einer fremden Macht, wie sie einen als Geisel gestellten Prinzen nannten, zu gehorchen, und hielten seine Erhebung zum Könige für schmachvoll, da er ihnen nicht etwa in rechtmässigem Kriege, sondern, was weit schlimmer, in schimpflichem Frieden aufgedrängt worden sei. 48 Deswegen beriefen sie alsbald den Artabanus, der über Medien herrschte und aus dem Geschlechte der Arsakiden stammte, auf den Thron. Dieser nahm die Berufung an und erschien mit einem Heere. Vonones aber zog ihm entgegen, und da anfangs die meisten Parther noch zu ihm hielten, ward Artabanus besiegt und floh in die medischen Berge. 49 Bald jedoch hatte er eine grosse Streitmacht beisammen, mit der er den Vonones abermals angriff und ihn so vollständig

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 512. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/512&oldid=- (Version vom 13.12.2020)