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erzählte ihm die Erscheinung des Gottes und prahlte auch bei ihren Hausgenossen mit der ihr widerfahrenen Ehre. 76 Diese aber nahmen zum Teil die Sache sehr ungläubig auf, zum Teil drückten sie ihre Verwunderung darüber aus, dass die edle und tugendsame Frau sich zu so etwas hergegeben habe. 77 Am dritten Tage nach dem Vorfall nun begegnete ihr Mundus und sprach zu ihr: „Nun hast du, Paulina, mir zweihunderttausend Drachmen erspart, die du dein eigen hättest nennen können, und bist mir nichtsdestoweniger zu Willen gewesen. Es liegt mir jetzt nichts daran, dass du mich mit Schmähungen überhäuft hast, vielmehr hat es mir grosse Freude gemacht, der Stellvertreter des Gottes Anubis gewesen zu sein.“ 78 Darauf entfernte er sich. Paulina aber zerriss auf die Kunde von der Schandthat ihr Gewand und zeigte ihrem Gatten die ihr widerfahrene Schmach an, beschwor ihn auch, dieselbe nicht ungerächt zu lassen. 79 Saturninus meldete darauf den ganzen Vorfall dem Caesar, der eine genaue Untersuchung anstellen und sowohl die Priester als auch die Ide, welche den schmachvollen Plan ersonnen hatte, ans Kreuz schlagen liess. Alsdann liess er den Tempel zerstören und die Bildsäule der Isis in den Tiber versenken. 80 Den Mundus aber verbannte er und hielt diese Strafe für hinreichend, weil die Liebe ihn zu dem Frevel verleitet habe. So verhielt es sich mit dem Greuel, durch den die Isispriester ihren Tempel schändeten. Nunmehr wende ich mich, wie oben angedeutet, zur Erzählung des Unglückes, welches die in Rom lebenden Juden traf.

(5.) 81 Ein Mann von jüdischer Abstammung hatte sich aus seinem Vaterlande geflüchtet, weil er der Gesetzesübertretung angeklagt war und Strafe fürchten musste, zumal er überhaupt ein nichtswürdiger und gottloser Mensch war. Dieser hielt sich damals in Rom auf, gab sich für einen Erklärer des moysaischen Gesetzes aus 82 und verband sich mit drei anderen Menschen, die in allem seinesgleichen waren. Die vier beredeten dann eine edle Frau Namens Fulvia, die das moysaische Gesetz angenommen und sich

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 518. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/518&oldid=- (Version vom 13.12.2020)