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horchte, erklärte sie ihm, sie bedürfe nur fünfzigtausend Drachmen, um die Schamhaftigkeit der Frau zu überwinden. Nachdem sie dergestalt den Jüngling ermuntert und die verlangte Geldsumme erhalten hatte, schlug sie einen anderen Weg ein als Mundus, da die Frau zu tugendhaft war, als dass sie sich durch Geld hätte gewinnen lassen. Es war ihr nämlich wohlbekannt, dass Paulina der Verehrung der Isis sehr ergeben war, und hierauf baute sie ihren Plan auf. Sie ging zu einigen Isispriestern und versicherte sich ihrer Bereitwilligkeit, was ihr auch nicht schwer fiel, da sie das Geld vorzeigte. 71 Und nachdem sie ihnen vorläufig zwanzigtausend Drachmen gezahlt und ebensoviel für den Fall, dass der Plan gelingen würde, in Aussicht gestellt hatte, machte sie ihnen von der Liebe des jungen Mannes Mitteilung und bat sie, ihr möglichstes zu thun, um ihm zur Erfüllung seines Wunsches zu verhelfen. 72 Die Priester, durch das Gold angelockt, sagten zu, und der älteste von ihnen begab sich zu Paulina und bat, nachdem er Einlass erhalten, mit ihr ohne Zeugen sprechen zu dürfen. Paulina war hierzu bereit, und nun erklärte ihr der Priester, er sei vom Gott Anubis geschickt, der sie liebe und ihr befehle, zu ihm zu kommen. 73 Sie vernahm diese Worte mit Freude und rühmte sich bei ihren Hausgenossen der Ehre, die Anubis ihr zugedacht habe. Ihrem Gatten aber zeigte sie an, dass sie zum Gastmahl und der Umarmung des Gottes beschieden sei. Dieser gab seine Einwilligung, da er seines Weibes Schamhaftigkeit hinreichend kannte. 74 Paulina ging sodann zum Tempel, und als ein Priester nach dem Mahle zur Zeit der Nachtruhe die Thore geschlossen und im Inneren des Heiligtums die Lampen ausgelöscht hatte, kam Mundus, der vorher sich dort versteckt hatte, zu ihr und genoss die ganze Nacht ihren Umgang, da sie der Meinung war, er sei der Gott Anubis. 75 Bevor jedoch diejenigen Priester, die um den Plan nicht wussten, erwacht waren, schlich sich Mundus fort, und Paulina begab sich in der Morgenfrühe zu ihrem Gatten zurück,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 517. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/517&oldid=- (Version vom 13.12.2020)