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des Caesars Tiberius, in freundschaftlichem Verkehr stand, auch mit Antonia, der Gattin des älteren Drusus, Beziehungen angeknüpft, die seine Mutter Berenike in hohen Ehren hielt und deshalb deren Sohn zu Ansehen bringen wollte. 144 So lange nun seine Mutter lebte, hatte Agrippa, der von Natur freigebig und verschwenderisch war, seiner Leidenschaft Zügel angelegt, um Berenike nicht zu erzürnen. 145 Kaum aber war dieselbe gestorben und er sein eigener Herr geworden, als er auch sein Vermögen teils durch äusserst verschwenderische Lebensweise, teils durch masslose Freigebigkeit zu verschleudern anfing. Ganz besonders reiche Geschenke machte er den Freigelassenen des Caesars, da er auf diese Weise sich deren Unterstützung zu sichern hoffte. 146 Bei dieser Lebensart konnte es nicht ausbleiben, dass seine Mittel sich bald derart erschöpften, dass er sich in Rom nicht länger mehr halten konnte. Dazu kam noch, dass Tiberius den Freunden seines unlängst verstorbenen Sohnes verboten hatte, vor ihm zu erscheinen, damit ihr Anblick nicht das Andenken an seinen Sohn und infolgedessen erneute Trauer in ihm wachrufe.

(2.) 147 Bei dieser üblen Lage blieb Agrippa nichts anderes übrig, als sich nach Judaea einzuschiffen. Er befand sich in sehr unbehaglicher Stimmung, weil er sein ganzes Geld verloren hatte und nichts ihm zur Befriedigung seiner Gläubiger übrig blieb, die sehr zahlreich waren und alle seine Bewegungen beobachteten, um ihn nicht entwischen zu lassen. Da es nun so weit kam, dass er nicht mehr aus noch ein wusste und sich obendrein seiner Thaten nicht wenig schämte, begab er sich in die Festung Malatha in Idumaea mit dem Vorsatz, seinem Leben ein Ende zu machen. 148 Diesen Plan aber erriet seine Gattin Kypros und gab sich alle erdenkliche Mühe, ihn davon abzubringen. Sie schrieb an seine Schwester Herodias, die mit dem Tetrarchen Herodes vermählt war, zeigte ihr an, was Agrippa beabsichtige und welche Not ihn dazu getrieben habe, 149 und bat sie um ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen willen, Hilfe zu

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 530. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/530&oldid=- (Version vom 13.12.2020)