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leisten und ihren Gatten ebenfalls dafür zu gewinnen, besonders da sie selbst, wie ersichtlich, alles daran setze, um ihren Mann aufzurichten, obgleich sie an Mitteln gewiss keinen Überfluss habe. Herodias und Herodes liessen infolgedessen den Agrippa zu sich kommen, wiesen ihm Tiberias als Wohnort sowie eine bestimmte Summe zum Lebensunterhalt an und übertrugen ihm obendrein noch die Stelle eines Agoranomen[1] der Stadt. 150 Lange jedoch behielt Herodes diese Gesinnung nicht bei, obwohl er auch so Agrippas Bedürfnisse noch nicht befriedigt hatte. Bei einem Gastmahle zu Tyrus nämlich gerieten sie über’m Trinken in Streit, und Herodes warf Agrippa vor, dass er ein Habenichts und auf seine Hilfe angewiesen sei. Das glaubte Agrippa nicht auf sich sitzen lassen zu dürfen und begab sich deshalb zu Flaccus, einem ehemaligen Konsul und nunmehrigen Statthalter von Syrien, mit dem er schon früher in Rom gute Freundschaft gehalten hatte.

(3.) 151 Flaccus nahm ihn freundlich auf, und obgleich sich auch sein Bruder Aristobulus dort befand, mit dem er in Streit lebte, hinderte das den Flaccus doch nicht, ihnen beiden gleiche Ehrenbezeugungen zu erweisen. 152 Aristobulus aber vermochte auf die Dauer seinen Hass gegen Agrippa nicht zu unterdrücken und ruhte nicht, bis er den Flaccus gegen ihn aufgereizt hatte, wozu folgender Vorfall den Anstoss gab. 153 Die Damascener waren mit den Sidoniern in einen Grenzstreit verwickelt, den Flaccus entscheiden sollte, und da sie erfahren hatten, dass Agrippa viel bei ihm vermochte, baten sie diesen um seine Hilfe und versprachen ihm dafür eine grosse Geldsumme. 154 Agrippa gab sich nun die grösste Mühe, die Damascener zu unterstützen; Aristobulus aber, dem das Versprechen der Geldsumme nicht unbekannt geblieben war, verklagte seinen Bruder deshalb bei Flaccus. Und da seine Angaben durch das Ergebnis der Untersuchung bestätigt wurden, kündigte Flaccus dem Agrippa

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 531. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/531&oldid=- (Version vom 13.12.2020)
  1. S. die Anmerkung zu XIV, 10, 24.