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Gefangener, konnte aber, da er sehr schonend behandelt wurde, leben, wie es ihm gefiel. 236 Als nun Gajus mit der Leiche des Tiberius nach Rom gekommen war und ihn dort nach Landessitte mit grossem Pomp bestattet hatte, wollte er noch am selbigen Tage Agrippa freilassen. Doch Antonia widersprach ihm darin, allerdings nicht aus Hass gegen den Gefangenen, sondern nur aus Rücksicht auf des Gajus Ehre. Sie wollte nämlich nicht, dass Gajus sich den Anschein gebe, als freue er sich über des Tiberius Tod, indem er den von seinem Vorgänger in Ketten gelegten Agrippa sogleich in Freiheit setze. 237 Einige Tage nachher aber liess Gajus ihn in den Palast kommen, ihm das Haar scheren und ihn neu kleiden. Dann setzte er ihm ein Diadem aufs Haupt, ernannte ihn zum Könige über die Tetrarchie, welche Philippus regiert hatte, sowie über die des Lysanias, und gab ihm statt der eisernen Kette eine goldene von gleichem Gewicht. Zum Befehlshaber der in Judaea stehenden Truppen aber ernannte er den Marullus.

(11.) 238 Im zweiten Jahre der Regierung des Caesars Gajus bat Agrippa um die Erlaubnis, in sein Reich abreisen zu dürfen, um dasselbe zu ordnen, und versprach, nach Regelung aller Verhältnisse wieder zu Gajus zurückzukehren. 239 Der Caesar erteilte die erbetene Erlaubnis, und so machte sich Agrippa nach seinem Vaterlande auf, wo er wider Erwarten als König erschien und denen, die seine frühere Dürftigkeit und sein nunmehriges Glück in Vergleich zogen, den Beweis lieferte, wie gross die Macht des Geschickes sei. Die einen nun priesen ihn glücklich, weil seine Hoffnung ihn nicht getäuscht habe, während die anderen sich kaum entschliessen konnten, daran zu glauben, dass die Sache auf Wahrheit beruhe.

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 546. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/546&oldid=- (Version vom 13.12.2020)