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Wahrheit beruht.“ 230 Als nun der Centurio, der Agrippas Wache befehligte, bemerkte, wie eilig Marsyas daherkam und welche Freude Agrippa über seine Worte empfand, ahnte er, dass es sich um etwas Wichtiges handeln müsse, und fragte deshalb, was sie miteinander besprochen hätten. 231 Die beiden machten zuerst Ausflüchte; als aber der Centurio in sie drang, teilte Agrippa, der mit ihm bereits Freundschaft geschlossen hatte, ihm sogleich alles mit. Da freute sich der Centurio nicht weniger als Agrippa und gab deswegen ein Gastmahl. Während man nun hier festlich schmauste und noch wackerer zechte, erschien auf einmal ein Bote mit der Nachricht, Tiberius lebe noch und werde in wenigen Tagen nach Rom zurückkehren. 232 Darüber erschrak der Centurio gewaltig, da es ihm ans Leben gehen konnte, weil er auf die Nachricht vom Tode des Caesars mit seinen Gefangenen geschmaust hatte. Und in seiner Aufregung riss er den Agrippa vom Polster herunter und schrie ihn an: „Meinst du, du solltest mich ungestraft mit der Nachricht vom Tode des Caesars zum Narren gehalten haben und für diese Unverschämtheit nicht mit deinem Kopfe einstehen müssen?“ 233 Nach diesen Worten liess er den Gefangenen, dem er vorhin die Ketten abgenommen hatte, wieder fesseln und gab ihm eine zahlreichere Wache wie früher. So verbrachte Agrippa eine recht traurige Nacht; 234 am folgenden Tage jedoch verbreitete sich das Gerücht vom Tode des Tiberius in der ganzen Stadt, und niemand scheute sich, dasselbe weiter zu erzählen. Ja, man brachte hier und da schon Dankopfer dar. Bald kamen denn auch Briefe von Gajus an, und zwar einer an den Senat, worin er den Tod des Tiberius meldete und seinen Regierungsantritt kundthat, 235 der andere an den Stadtpraefekten Piso, worin diesem dasselbe mitgeteilt und zugleich der Befehl erteilt wurde, Agrippa aus dem Soldatengefängnis in das Haus zu bringen, welches er vor seiner Gefangennehmung bewohnt hatte und wo er furchtlos der Zukunft entgegen sehen konnte. Er war zwar immer noch

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 545. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/545&oldid=- (Version vom 13.12.2020)