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Jetzt aber, da der Caesar mir mein Verhalten vorgeschrieben hat, muss ich ihm unbedingt Folge leisten, damit ich mir nicht durch Ungehorsam schwere Strafe zuziehe.“ 266 Die Juden erklärten dagegen: „Wenn es deine feste Absicht ist, Petronius, keinen Befehl des Caesars ausser acht zu lassen, so dürfen wir noch viel weniger der Vorschrift unseres Gesetzes zuwiderhandeln, dem wir im Vertrauen auf Gottes Güte und im Hinblick auf die Standhaftigkeit unserer Vorfahren bisher treu geblieben sind, und wir können nicht so niederträchtig handeln, dass wir aus Todesfurcht Vorschriften übertreten, deren Befolgung Gott zur Bedingung unseres Glückes gemacht hat. 267 Wir wollen also jegliches Unheil mit Freuden ertragen, wenn nur unser väterliches Gesetz unangetastet bleibt. Denn wir wissen, dass uns trotz der Gefahr die Hoffnung auf Sieg winkt, weil Gott mit uns sein wird, wenn wir zu seiner Ehre das Kriegsglück versuchen. 268 Wollten wir aber dir gehorchen, so würden wir die grösste Schande auf uns laden, weil wir unser Gesetz mit Füssen getreten und uns den Zorn Gottes zugezogen hätten, der, wie du erkennen wirst, mächtiger als dein Gajus ist.“

(3.) 269 Da Petronius aus diesen Worten ihre Standhaftigkeit erkannte und einsah, dass die Aufstellung der Bildsäule des Gajus nicht ohne vieles Blutvergiessen möglich sein würde, zog er mit seinen Freunden und seiner Dienerschaft nach Tiberias, um sich dort vom Stande der jüdischen Verhältnisse zu überzeugen. 270 Die Juden aber, die wohl wussten, dass der Krieg mit den Römern ihnen grosse Gefahr bereiten würde (freilich zogen sie dieselbe der Übertretung des Gesetzes bei weitem vor), gingen dem Petronius abermals in einer Stärke von vielen Tausenden auf dem Wege nach Tiberias entgegen 271 und baten ihn flehentlich, sie doch nicht in solche Not zu versetzen und nicht durch Aufstellung der Bildsäule ihre Hauptstadt zu entweihen. „Wollt ihr denn also wirklich,“ fragte Petronius, „mit dem Caesar Krieg führen, ohne seine Rüstungen und

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 552. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/552&oldid=- (Version vom 13.12.2020)