Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/551

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

empfindlichste züchtigen. So gekränkt trat Philo zurück und ermunterte die mit ihm gekommenen Juden, sie sollten sich nicht mutlos machen lassen, da Gajus ihnen zwar mit Worten seinen Groll beweise, in Wirklichkeit aber sich Gott zum Feinde gemacht habe.

(2.) 261 Gajus, der in hohem Grade darüber erbittert war, dass die Juden allein ihn so missachteten, schickte den Legaten Petronius als Nachfolger des Vitellius nach Syrien und trug ihm auf, mit starker Heeresmacht in Judaea einzurücken und, falls man ihn willig aufnehme, sein (des Caesars) Standbild im Tempel Gottes aufzustellen, falls er jedoch auf Widerstand stosse, die Juden niederzuwerfen und dann seinem Befehle nachzukommen. 262 Petronius hatte kaum die Verwaltung Syriens übernommen, als er sich beeilte, die Befehle des Caesars zu vollziehen. Er bot daher so viele Hilfstruppen auf, als ihm möglich war, vereinigte dieselben mit zwei römischen Legionen und bezog in Ptolemaïs Winterquartiere, um gleich mit Anbruch des Frühjahrs den Krieg zu beginnen. Von diesen seinen Vorbereitungen machte er alsbald dem Caesar Meldung, und dieser lobte seinen Eifer und befahl ihm, mit grösster Rührigkeit vorzugehen, um die Widerspenstigen mit Krieg zu überziehen. 263 Von den Juden aber kamen viele Tausende nach Ptolemaïs zu Petronius und baten ihn, er möge sie doch nicht zwingen, ihr väterliches Gesetz zu übertreten. 264 „Hast du,“ so sprachen sie, „durchaus beschlossen, die Bildsäule im Heiligtum aufzustellen, so lass uns erst umbringen und dann handle, wie dir beliebt. Denn so lange wir noch einen Atemzug zu thun haben, dürfen wir nicht zulassen, dass etwas gegen unser Gesetz geschieht, und wir stützen uns dabei nicht bloss auf das Ansehen unseres Gesetzgebers, sondern auch auf das Beispiel unserer Vorfahren, welche die Heilighaltung des Gesetzes stets als die höchste Tugend betrachtet haben.“ 265 Hierauf entgegnete Petronius unwillig: „Wenn ich allein zu befehlen hätte, so möchte euer Verlangen wohl billig und erfüllbar erscheinen.

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 551. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/551&oldid=- (Version vom 13.12.2020)